Den Seitensprung gestehen oder verheimlichen

2 wichtige Optionen, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben

Ehrlichkeit oder Geheimhaltung?

Was ist besser? Darauf gibt es leider keine allgemeine Antwort.

Einige Überlegungen zu diesem Thema.

Seitensprung gestehen oder verheimlichen
Inhaltsverzeichnis
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    Sollte ich dem Partner meine Affäre oder meinen Seitensprung gestehen?

    Offen darüber sprechen oder die Sache doch lieber verheimlichen? Den Seitensprung gestehen? Was passiert, wenn ich es sage? Wie wird er oder sie auf den Seitensprung oder die Affäre reagieren?

    Und: Muss man immer alles sagen? Ist Ehrlichkeit immer unbedingt fair?

    Ein heiß diskutiertes Thema, zu dem viele von uns eine starke Meinung haben. Daher wollen wir das hier mal genauer betrachten.

    Den Seitensprung gestehen oder verheimlichen? Im Prinzip geht es dabei meiner Ansicht nach um erste Lösungsversuche für eine Situation, die mehr oder weniger unbeabsichtigt in einer ursprünglich auf Monogamie angelegten Paarbeziehung entstanden ist. Solche Lösungen sind ja – wenn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist – manchmal nicht so ganz einfach zu finden oder auch umzusetzen.

    Und was ist überhaupt ein Seitensprung?

    Laut Wikipedia handelt es sich bei einem Seitensprung um eine vorübergehende Beziehung zwischen zwei Menschen, von denen mindestens einer verheiratet ist; also einen kurzfristigen Ausbruch aus der ehelichen Beziehung.

    Was aber, wenn das Verhältnis länger dauert? Oft weiß man das ja vorher nicht, wir können alle nicht in die Zukunft schauen. Bevor Du es weißt, ist daraus eine langjährige außereheliche Beziehung entstanden.

    Und dann sollst Du noch plötzlich den Seitensprung gestehen? Der ja schon lange kein Seitensprung mehr ist?

    Laut Hans Jellouschek* kann man eine solche Beziehung prinzipiell abbrechen, verheimlichen, tolerieren, zum Viereck erweitern oder miteinander offen leben.

    In erster Instanz, also beim allerersten Schritt, bevor überhaupt weitere Entscheidungen getroffen werden können, gibt es aus meiner Sicht also zwei Möglichkeiten: die Sache entweder zu verheimlichen oder dem Partner / der Partnerin vollumfänglich / teilweise mitzuteilen, was passiert ist. Alles andere folgt dann beziehungsweise ergibt sich daraus.

    Verschweigen oder Geständnis also. Den Seitensprung verheimlichen oder gestehen. Was ist besser?

    Option 1: Die Affäre / den Seitensprung verheimlichen.

    Dies ist vielleicht der naheliegendste und auch beliebteste Lösungsversuch (obwohl die Dunkelziffer logischerweise hoch ist). Diese Entscheidung ergibt sich oft aus der Angst vor dem, was passiert oder passieren könnte, wenn der Partner / die Partnerin von der Sache erfährt.

    Vor sich selbst oder anderen rechtfertigt man sich dann gern damit, dass dem Partner / der Partnerin ja nichts verlorengehe, sondern er/sie möglicherweise sogar in mehrfacher Hinsicht davon profitieren könne. Würde er / sie jedoch davon erfahren, könne er / sie es nicht aushalten, ein Zusammenbruch könnte drohen, vielleicht sogar Selbstmordgefahr.

    Solche und ähnliche Argumente beruhigen zunächst einmal das Gewissen und helfen, die Entscheidung über die Offenlegung des Seitensprungs (sowie auch über denen eigenen Zukunftsentwurf) hinauszuzögern.

    So beginnt langsam aber sicher ein Doppelleben, das unter Umständen Jahre dauern kann. Eine Lüge, die – so meine ich – die Beziehung oder Ehe untergräbt und dafür sorgt, dass Nähe und Intimität auf die Dauer gewaltig beeinträchtigt werden.

    Eine logische Folge besteht nämlich darin, dass man das Leben mit dem Partner / der Partnerin innerlich von der außerehelichen Beziehung / dem Seitensprung abspaltet und sozusagen getrennt betrachtet. Im Englischen wird das so schön als „Compartmentalization” bezeichnet, was man vielleicht etwas holprig als „Kompartimentierung“ übersetzen kann. Wobei also die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten sauber in verschiedene „Abteilungen“ eingeteilt werden, wo es verschiedene Räume für verschiedene Situationen gibt, die dann im Auge des Fremdgehenden nichts miteinander zu tun haben. Die einzige Schnittstelle und somit auch einziger Eingeweihter ist die eigene Person, die dies alles säuberlich voneinander trennt.

    Eine solche Geheimhaltung nimmt allerdings den Beteiligten die Möglichkeit, sich mit den Ereignissen auseinanderzusetzen und das eigene Leben und die Beziehung / Ehe konstruktiv zu überdenken. Somit verbaut man dadurch sich selbst sowie auch dem Partner / der Partnerin effektiv die Chance zur Weiterentwicklung.

    Hinzu kommt aus meiner Sicht, dass sich eine länger dauernde oder erst sehr spät (manchmal erst nach Jahren) aufgedeckte Affäre wirklich katastrophal auf den Partner auswirken kann. Egal, ob man den Seitensprung gesteht oder dieser mehr oder weniger zufällig entdeckt wird. Ganze Lebensentwürfe können dabei zerstört werden.

    Dazu ein Zitat aus dem Buch von Christine Merzeder**: „Das zog mir so den Boden unter den Füßen weg, dass ich eine schwere Depression entwickelte. Mein Leben war total aus den Fugen geraten, und die Folgen waren erheblich. Bis dato war ich beruflich sehr erfolgreich gewesen, doch nun war ich nicht mehr in der Lage zu arbeiten und musste schließlich von Hartz IV leben.“

    Ein kurzes, knappes und relativ sachliches Zitat. Dahinter steht aber ein menschliches Drama, das in seinen Ausmaßen kaum zu fassen ist. Nicht erwähnt sind hierbei die Panikattacken, Schlaflosigkeit, Essstörungen usw, die häufig damit einhergehen.

    Womit ich keineswegs sagen will, dass grenzenlose Offenheit immer und überall empfehlenswert ist. Insbesondere, wenn es sich tatsächlich nur um einen unbedeutenden Seitensprung handelt, der keine weiteren Auswirkungen hat.

    Viele von uns sind ja zur Ehrlichkeit erzogen worden, aber – muss man wirklich jeden Seitensprung gestehen?

    Manchmal ist Schweigen auch Gold….

    Option 2: Die Affäre / den Seitensprung gestehen.

    Klar, man hat uns beigebracht, immer ehrlich zu sein, aber –

    Ist das eigentlich immer moralisch unbedingt so sauber? Auch wenn es der (im eigenen Kopf oder der Gesellschaft) herrschenden Moral entspricht, wollen wir dies hier mal genauer betrachten.

    Welche Gründe sprechen dafür, die Affäre sofort oder doch jedenfalls ziemlich zeitnah zu beichten? Absolute Ehrlichkeit walten zu lassen und damit das eigene Gewissen zu entlasten? Den Seitensprung gestehen – welche Motivation kann dahinter stecken?

    Man kann dadurch effektiv eine gewisse Distanz zum Partner / zur Partnerin herstellen. Denn ein solches Geständnis wird häufig die vorhandene Nähe stören; der oder die andere ist dann oft geneigt, angesichts der eigenen Verletztheit erst einmal auf Abstand zu gehen.
    Manche meinen nicht nur, man solle einen Seitensprung gestehen. Nein, sie ermuntern ihren Partner oder ihre Partnerin sogar zu Seitensprüngen, weil sie sich dadurch der Illusion hingeben, die Aktionen des Partners / der Partnerin besser steuern zu können.
    Ein solches Geständnis kann aber auch eine Waffe in einem ehelichen Machtkampf sein, um den Partner / die Partnerin zu schwächen und sich selbst zu stärken.
    Der ständige Vergleich mit der als großartig und so ganz anders beschriebenen Beziehung zur Geliebten / zum Liebhaber kann dazu dienen, sich vorhandenen Konflikten oder Schwierigkeiten zu entziehen, da ja nun ein einfacher Ausweg vorhanden ist.
    Man kann sich und dem Partner / der Partnerin beweisen, dass man immer noch begehrt und sexuell erfolgreich ist. Damit wird die Sache zum Statussymbol oder auch zum Beweis für die eigene „progressive Überzeugung“, also geistige Flexibilität, was ja oft mit Jugendlichkeit gleichgesetzt wird.
    Den Seitensprung gestehen kann durchaus auch ein „Tanz auf dem Vulkan“ sein, um dem Gefühl entgegenzuwirken, dass die vorhandene Ehe doch schon ein wenig dazu neigt, einzuschlafen.
    Wie es ist bei Dir? Trifft irgendetwas davon (vielleicht auch nur teilweise) auf Dich oder Deine Situation zu?

    Oder hast Du andere Gedanken zu diesem Thema?

    * Hans Jellouschek: Warum hast du mir das angetan? Piper, 2003

    ** Christine Merzeder: Wie schleichendes Gift.

     
    Paartherapie Bremen Barbara Schmidt

    Barbara Schmidt, M.A.

    Mein Name ist Barbara, Paarberaterin und Gründerin der Online-Beziehungswerkstatt Albatros im Rahmen der Paartherapie Bremen. Ich helfe Dir bei schwierigen Eheproblemen oder wenn Du einfach mal eine Beziehungsberatung brauchst, aber keine Lust hast, dafür gleich eine jahrelange Therapie machen zu müssen.

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