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Alkohol in der Beziehung

Wenn Kontrolle, Angst und Ohnmacht Partnerschaften prägen

Alkohol in der Beziehung: mehr als eine Suchtfrage

 

Wenn in einer Partnerschaft Alkoholmissbrauch zur Sprache kommt, denken viele sofort an Abhängigkeit. An das klassische Bild: jemand, der täglich trinkt, dessen Körper ohne Alkohol unruhig oder zittrig wird, der ohne den Stoff nicht mehr „funktioniert“.

Doch so eindeutig ist es nicht immer. In vielen Beziehungen spielt Alkohol eine ganz andere Rolle. Er ist nicht unbedingt der Anfang, sondern oft das Symptom tieferliegender Muster: ungelöste Konflikte, ein Gefühl von Ohnmacht, Kontrolle und Angst.

Alkohol in der Beziehung
Inhaltsverzeichnis
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    In diesem Artikel schauen wir genauer hin:

    • Warum Alkohol in der Beziehung oft ein Ventil ist und nicht nur ein Suchtproblem.
    • Wie sich Paare in eine Spirale aus Kontrolle, Rückzug und Alkohol verstricken.
    • Welche Strategien helfen können, um diese Muster zu durchbrechen.
    • Woran Paare erkennen, dass sie wirklich auf dem Weg der Veränderung sind.

    Alkohol als Symptom statt Ursache

    Viele Menschen trinken in bestimmten Situationen, nicht weil sie abhängig sind, sondern weil sie einen inneren Druck loswerden müssen.

    • Das Glas Wein am Abend nach einem Streit.
    • Das Bier, wenn man sich kontrolliert oder nicht respektiert fühlt.
    • Der Schnaps, wenn das Gefühl von Enge zu groß wird.

    Hier geht es nicht um die klassische körperliche Abhängigkeit. Der Körper verlangt den Alkohol nicht. Vielmehr handelt es sich um situatives Coping: Alkohol in der Beziehung wird zur schnellen, kurzfristigen Entlastung eingesetzt.

    Doch genau darin liegt die Gefahr. Denn der Alkohol „löst“ kein Problem – er betäubt nur die Symptome. Die Konflikte bleiben bestehen, die Spirale dreht sich weiter.

    Die Spirale aus Kontrolle – Rückzug – Alkohol – Wut

    Um das Muster zu verstehen, stell Dir folgende Szene vor:
    Ein Paar steht in der Küche und bereitet gemeinsam das Abendessen vor. Eigentlich sollte es ein schöner Moment sein. Doch dann beginnt er, die Spülmaschine einzuräumen. Und da kommt ein kleiner Satz von ihr – vielleicht eine Kritik, vielleicht ein Vorwurf. Dass sie es anders macht oder anders machen würde. Und das löst beim Partner möglicherweise sofort ein Gefühl von Enge aus.
    - Er denkt: „Du siehst mich nicht. Du respektierst mich nicht. Ich will das eben auf meine Weise machen!“
    Die Folge? Rückzug. Vielleicht Schweigen, vielleicht Weggehen – oder eben der Griff zum Glas. Für einen kurzen Moment fühlt es sich an wie Erleichterung.
    - Doch die Partnerin spürt die Distanz. Sie sieht das Trinken – und reagiert mit Ärger. Daraus entsteht ein neuer Konflikt. Aber nicht über die Spülmaschine, sondern über den Alkohol in der Beziehung.

    So beginnt die Spirale:
    1. Kontrolle oder Kritik.
    2. Gefühl der Ohnmacht.
    3. Rückzug oder Trinken.
    4. Wut und neue Kontrolle.

    Und genau diese Spirale wiederholt sich. Immer wieder.

    Tipps für die Partnersuche

    Bitte oder Kontrolle: Der feine, aber entscheidende Unterschied

    Ein zentrales Thema in vielen Beziehungen ist die Frage: Handelt es sich da gerade um eine Bitte oder um einen Kontrollversuch?

    Kontrolle in der Partnerschaft

    Kontrolle bedeutet, das Verhalten des anderen beeinflussen oder steuern zu wollen – meist aus Angst oder Unsicherheit. Typische Beispiele:

    • „Wenn du heute mit deinen Freunden ausgehst, brauchst du gar nicht mehr nach Hause zu kommen.“
    • „Zeig mir dein Handy – wenn du nichts zu verbergen hast, ist das doch kein Problem.“
    • „Ein guter Partner würde nie so viel arbeiten und mich so vernachlässigen.“

    Solche Aussagen erzeugen Druck, Schuldgefühle oder Angst. Sie lassen dem anderen keine Freiheit.

    Die Bitte als Alternative

    Eine Bitte funktioniert ganz anders. Sie benennt ein Bedürfnis, ohne die Freiheit des anderen einzuschränken. Beispiele:

    • „Ich fühle mich unsicher, wenn du betrunken nach Hause kommst. Ich wünsche mir, dass wir eine andere Lösung finden.“
    • „Es würde mir viel bedeuten, wenn du beim Abendessen das Handy weglegst.“
    • „Bitte sag mir Bescheid, wenn du später kommst. Dann fühle ich mich entspannter.“

    Der Unterschied: Kontrolle nimmt Freiheit. Eine Bitte lässt Freiheit.

    Woran erkenne ich, ob ich bitte oder kontrolliere?

    Es gibt vier einfache Fragen, die du dir stellen kannst:

    1. Der Ton: Klingt es nach Druck, Vorwurf oder Drohung – oder nach Offenheit und Vertrauen?
    2. Die Freiheit des anderen: Hat der andere Wahlmöglichkeiten?
    3. Die innere Haltung: Will ich Macht ausüben – oder mein Bedürfnis zeigen?
    4. Die Wirkung: Fühlt sich der andere eingeengt – oder eingeladen und verstanden?

    Schon ein kurzes Innehalten vor dem Sprechen kann helfen, aus Kontrolle eine echte Bitte zu machen.

    Paartherapie

    Strategien gegen den Griff zum Glas (den Alkohol in der Beziehung)

    Wenn der Impuls zum Trinken da ist, hilft es, bewusst gegenzusteuern. Hier einige praktische Methoden:

    • Die 30-Minuten-Regel: Nach einem Streit nicht sofort trinken. Stattdessen 30 Minuten Pause einlegen.
    • Bewegung: Ein Spaziergang, ein paar tiefe Atemzüge oder Sport bauen Spannung ab.
    • Gefühle aufschreiben: Gedanken notieren wie: „Das hat mich verletzt, weil ich mich nicht ernst genommen fühle.“
    • Ich-Botschaften: Statt Vorwürfe: „Ich brauche gerade eine halbe Stunde Ruhe, dann reden wir weiter.“

    Solche Strategien schaffen Entlastung, und das ganz ohne Alkohol

    Neue Regeln aushandeln: als Geländer für die Beziehung

    Manchmal hilft es, klare Regeln zu vereinbaren:

    • Feste Gesprächszeiten: z. B. Montag- und Donnerstagabend Updates statt täglicher Kontrollen.
    • Timeout-Regeln: Bei Eskalation darf jeder eine Pause nehmen – aber klar ankündigen, nicht wortlos verschwinden.
    • Kleine Absprachen: Sie sind wie ein Geländer auf einer schwankenden Brücke – geben Halt, ohne einzuengen

    Wenn Grenzen überschritten werden: Gewalt und Aggression

    Manchmal reicht das nicht mehr. Wenn Kontrolle in psychische Gewalt kippt oder Alkohol zu Aggression führt, geht es nicht mehr um Muster – sondern um Sicherheit.

    In diesen Fällen gilt: Sicherheit ist nicht verhandelbar.

    • Beratungsstellen, Therapeuten oder Ärzte aufsuchen.
    • Bei akuter Gefahr: Polizei rufen.
    • Niemand muss solche Situationen allein ertragen.

    Woran erkenne ich Fortschritte in der Beziehung?

    Positive Veränderungen zeigen sich oft in kleinen Alltagsmomenten:

    • Der Drang zur Kontrolle wird leiser.
    • Der Griff zum Alkohol als Flucht wird seltener.
    • Bitten statt Befehle prägen die Kommunikation.
    • Versöhnungen dauern nicht mehr Tage, sondern nur noch Stunden.
    • Spontanes gemeinsames Lachen wird wieder möglich.

    Diese Zeichen sind wie kleine Lichtstrahlen: Sie zeigen, dass Vertrauen und Nähe zurückkehren.

    Fazit: Veränderung ist möglich – Schritt für Schritt

    Alkohol in der Beziehung ist selten nur ein Suchtproblem. Viel öfter ist er ein Symptom tieferliegender Dynamiken: Kontrolle, Ohnmacht, Angst.

    Der Weg aus der Spirale beginnt mit kleinen Schritten:

    • Bedürfnisse klar aussprechen.
    • Bitten statt Kontrolle.
    • Strategien für Stress und Emotionen entwickeln.
    • Sicherheit als Basis schaffen.

    Veränderung geschieht selten über Nacht. Sie zeigt sich in den kleinen Dingen: im respektvollen Ton, im schnelleren Versöhnen, im gemeinsamen Lachen.

    Und genau diese kleinen Schritte sind der Beweis: Hoffnung ist real, Veränderung ist machbar!

    FAQ: Alkohol in der Beziehung – Häufige Fragen und Antworten

    1. Wie erkenne ich ein Alkoholproblem in der Beziehung?

    Ein Alkoholproblem zeigt sich nicht nur durch tägliches Trinken oder körperliche Abhängigkeit. Auch wenn Alkohol regelmäßig genutzt wird, um Konflikte, Druck oder Ohnmacht zu betäuben, kann das bereits ein ernstes Warnsignal sein. Typisch sind Rückzug, häufige Streitigkeiten oder eine Spirale aus Kontrolle, Wut und Trinken.


    2. Bedeutet Alkohol in der Ehe automatisch Sucht?

    Nein. Alkohol in der Ehe kann sowohl Symptom einer Abhängigkeit als auch Teil eines Beziehungsmusters sein. Manche greifen nur in bestimmten Situationen zum Glas – nicht, weil sie körperlich abhängig sind, sondern um kurzfristig Entlastung zu spüren.


    3. Was tun, wenn mein Partner wegen Stress oder Streit Alkohol trinkt?

    Hilfreich sind klare Strategien statt Alkohol:
    * Bewusst 30 Minuten Pause nach Konflikten.
    * Bewegung oder frische Luft nutzen, um Stress abzubauen.
    * Gefühle aufschreiben und anschließend in Ich-Botschaften teilen.
    So wird der Griff zum Glas nicht mehr zur einzigen Entlastung.


    4. Was ist der Unterschied zwischen einer Bitte und Kontrolle in der Partnerschaft?

    * Kontrolle in der Partnerschaft nimmt Freiheit, erzeugt Druck und Schuldgefühle (z. B. „Zeig mir dein Handy“).

    * Eine Bitte macht das eigene Bedürfnis sichtbar und lässt dem anderen Wahlfreiheit (z. B. „Bitte leg das Handy weg, während wir essen“).
    Wer lernen möchte, Bitten statt Kontrolle zu formulieren, fördert Nähe und Vertrauen.


    5. Warum entsteht Kontrolle in einer Beziehung oft bei Alkoholproblemen?

    Kontrolle ist meist ein Ausdruck von Angst – vor Verlust, vor Zurückweisung oder davor, nicht wichtig genug zu sein. Wenn Alkohol als Flucht genutzt wird, verstärkt das die Unsicherheit. Kurzfristig bringt Kontrolle Erleichterung, langfristig jedoch Distanz.


    6. Was kann ich tun, wenn Alkohol und Aggression in der Beziehung zusammenkommen?

    Wenn Alkohol zu Aggression, Gewalt oder Demütigung führt, ist die Grenze überschritten. Dann geht es nicht mehr nur um Muster, sondern um Sicherheit. In solchen Fällen gilt: Hilfe von außen holen – Beratungsstellen, Ärzt:innen oder im Notfall die Polizei. Sicherheit ist nicht verhandelbar.


    7. Woran erkenne ich, dass sich unsere Beziehung trotz Alkoholproblemen verbessert?

    Fortschritte zeigen sich oft in kleinen Schritten:
    * Weniger Drang zur Kontrolle.
    * Weniger Flucht in Alkohol.
    * Mehr Bitten statt Forderungen.
    * Schnellere Versöhnungen nach Streit.
    * Spontanes gemeinsames Lachen – ein starkes Zeichen für Nähe und Vertrauen.


    8. Wo finde ich Hilfe bei Alkoholproblemen in der Beziehung?

    * Suchtberatungsstellen (z. B. Caritas, Diakonie, lokale Fachstellen).
    * Paartherapie oder Familienberatung, um Beziehungsmuster zu klären.
    * Ärztliche oder therapeutische Begleitung bei Alkoholabhängigkeit.
    * Im Notfall: Polizei oder Notruf wählen, wenn die Sicherheit bedroht ist.

    Paartherapie Bremen Barbara Schmidt

    Barbara Schmidt, M.A.

    Mein Name ist Barbara, Paarberaterin und Gründerin der Online-Beziehungswerkstatt Albatros im Rahmen der Paartherapie Bremen. Ich helfe Dir bei schwierigen Eheproblemen oder wenn Du einfach mal eine Beziehungsberatung brauchst, aber keine Lust hast, dafür gleich eine jahrelange Therapie machen zu müssen.

    Online-Paarberatung

    Die Beratungsprozesse sind so digitalisiert, dass komplette Beratungen per Telefon und Video-Konferenz möglich sind – für Menschen in ganz Deutschland, in Österreich und der Schweiz, in den Niederlanden und in England.

    Erfahrungsgemäß sind diese wesentlich intensiver und konzentrierter als Offline-Treffen. Weitere Vorteile:

    Die Reisezeit entfällt

    Keine Spritkosten

    Mehr Gleichberechtigung (alle nehmen den gleichen Raum ein)

    Work-Life-Balance

    Mehr Flexibilität

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