Emotionale Abhängigkeit vermeiden
Wie kannst Du Dich schützen?
Emotionale Abhängigkeit von (k)einem Partner - das Drama vermeiden!
Hast Du das schon mal erlebt? Knall auf Fall verliebt?
Du bist gebunden und lernst aber plötzlich eine andere Person kennen, die Dich sehr interessiert. Die Dich magisch anzieht. An die Du immer denken musst. Die Dir total den Kopf verdreht, wie man so schön sagt. Nein, Du starrst ihr nicht hinterher, natürlich nicht, aber trotzdem…
Aber es ist Dein Partner nicht!

Du weißt, das kann kompliziert werden
Vielleicht möchtest Du Dich nicht emotional abhängig machen, Dich nicht zu sehr hineinsteigern in die Sache. Überrollt sie Dich trotzdem? Gleitest Du da so langsam in eine emotionale Abhängigkeit hinein? Wenn Du das nicht willst – was kannst Du dagegen tun?
Der einfachste Zeitpunkt ist der erste Kontakt. Das ist der Punkt, an dem Du gerade jemanden getroffen hast, der Dich wirklich flasht. Aus den Socken haut. Von dem Du die ganze Nacht träumst.
Solltest Du Dich bereits in einer Beziehung befinden, bist Du nicht frei. In diesem Fall ist Deine unwillkürliche Reaktion im ersten Augenblick sozusagen ein hervorragendes Frühwarnsystem. Es macht Dich auf das Risiko aufmerksam, bevor überhaupt etwas passiert ist. Und bevor Du Dich bis über beide Ohren verknallt hast. Das ist doch praktisch, oder?

Wenn Du die emotionale Abhängigkeit vermeiden willst, dann ist die Lösung einfach: vermeide diesen Menschen.
Wahrscheinlich willst Du das gar nicht. Eigentlich möchtest Du ihn oder sie besser kennenlernen. Vor Deinem inneren Auge breiten sich unendliche romantische Möglichkeiten aus. Wie schön wäre es, wenn… Man könnte doch… Es kann doch nicht schaden, oder?
Das Zauberwort hier lautet: Selbstdisziplin.
Reiß Dich mal am Riemen, wie unsere Oma immer sagte. Vergiss nicht: Du trägst die Verantwortung für Dich selbst. Nicht jemand anders. Du.
Schwieriger wird die Sache dann schon, wenn Du Dich bereits näher auf die Person eingelassen hast und schon ein wenig süchtig nach ihr oder ihm bist und auf ein emotionales Desaster zusteuerst: die emotionale Abhängigkeit.
Sobald Du das merkst, ist es für Dich am besten, sofort den Kontakt abzubrechen. Setz Dich einfach nicht weiter der Versuchung aus. Dennoch: es ist so simpel und doch so schwer.
Nein, Ihr könnt nicht einfach weiter befreundet sein! Das würde total auf Deine Kosten gehen. Mach das nicht.
Also musst Du Dich vollkommen aus dem ganzen Kontakt herausziehen. Das bedeutet: keine Treffen, keine Telefonate, keine Mails, keine WhatsApps, nichts. Ja, ich weiß, das ist nicht cool!
Wenn Du das aber schaffst, hast Du viel erreicht. Denn dies ist der sicherste Weg, wieder auf die Füße zu kommen und Deine (seelische) Freiheit wiederzufinden. Und Deine bestehende Beziehung zu schützen. Wenn Du sie denn weiterführen möchtest. Denk da gut drüber nach!

Die zweite Möglichkeit: Reduzier den Kontakt, wenn Du die emotionale Abhängigkeit vermeiden willst
Manchmal ist das allerdings nicht ganz so einfach, diese Sache mit dem plötzlichen Kontaktabbruch. Nicht von allen Menschen kann man sich so rigoros trennen. Arbeitskollegen, Nachbarn, angeheiratete Familienmitglieder werden immer wieder in Erscheinung treten, ob Du es willst oder nicht. Die kannst Du nicht einfach ghosten oder so etwas. Und die können Dich genauso gut plötzlich flashen wie Fremde. Du weißt ja: Tausendmal ist nichts passiert…
Aber jetzt auf einmal.
In diesem Fall könntest Du Dir überlegen, ob ein stufenweiser Rückzugsplan eine mögliche Lösung für Dich sein kann, um die emotionale Abhängigkeit zu vermeiden. Das bedeutet, dass Du den Kontakt nach und nach verringerst, bis zu dem Punkt, wo Du Dich nur noch der absolut notwendigen Intensität aussetzt, die für Dich unter den gegebenen Umständen möglich ist.
Versuche, dies möglichst spezifisch für Dich selber festzulegen, sozusagen im Stil eines Journals, zum Beispiel: „Ich erlaube mir x Kontakte in dieser Woche, dann zwei in der Woche danach, und dann eine Woche gar nichts.“ Oder „einmal alle 14 Tage ist für mich das absolute Maximum.“
Das Gleiche gilt für den virtuellen Kontakt: „Ich werde seine/ihre nächste Nachricht erst nach X Minuten beantworten. Und auf Nachrichten nach 10 Uhr abends werde ich nicht mehr am gleichen Tag antworten.“ Schreib Dir das ganz genau auf! Und halt Dich dann auch dran!
Das Prinzip besteht darin, den Kontakt mit der fraglichen Person methodisch subtil herunterzufahren, und zwar so langsam, dass das keine plötzliche Verhaltensänderung bewirkt und somit auch niemandem auffällt. So lange, bis Du, wie gesagt, auf dem Punkt des absolut notwendigen Kontakts mit angekommen bist und Deine Abhängigkeit nur noch minimal gefüttert wird.
Stopp die Träumereien, wenn Du Dich vor der Abhängigkeit schützen möchtest
Denk nicht so viel über diese Person nach, und überleg Dir nicht ständig, wie der nächste Kontakt aussehen wird, was er/sie vermutlich sagt oder tut und wie Du reagieren möchtest.
Nichts dergleichen!


Das imaginäre Stoppschild
Eine Möglichkeit besteht darin, Dir jedesmal, wenn Du an sie denkst, ein imaginäres Stoppschild vor die Nase zu halten und Dir selbst zu sagen: Nein! Ich will das nicht! Keine emotionale Abhängigkeit vom Partner! Man kann sich selbst antrainieren, bestimmte Gedankengänge (egal wie angenehm sie scheinen mögen) nicht weiter zu verfolgen, sondern einfach eine andere Richtung einzuschlagen.
Versuch das mal - und vergiss nicht, Dich selbst zu loben, wenn es klappt! Alle noch so kleinen Fortschritte sind absolut großartig!
Bisher hat die fragliche Person bei Dir immer gute Gefühle verursacht. Egal ob im wirklichen Leben oder in Deinen Träumen. Du hast Dich sozusagen beim Gedanken an sie „belohnt“. Du assoziierst diese Person mit schönen Dingen, mit gutem Gefühl.
Daher kann es nun eine gute Strategie sein, die unbewusste Assoziation zwischen der fraglichen Person und Deiner Freude, Deinem Wohlbefinden zu zerstören. Und zwar durch Strafe. Ja! Das ist die berühmte „Alptraum-Strategie“. Dabei bestrafst Du Dich sozusagen selber, um diese Verbindung zu durchbrechen.
Stell Dir zunächst mal einfach die geliebte Person so vor, wie immer in Deinen romantischen Tagträumen. Ihr macht etwas Schönes zusammen, und dann… änderst Du den weiteren Verlauf. Du machst sozusagen einen Alptraum daraus.
Beispielsweise eine Situation, wo Ihr beide in einem romantischen Restaurant sitzt, mit Kerzenlicht und Champagner und allem drum und dran. Er streichelt deine Hand oder macht sonst etwas Schönes.
Und dann passiert auf einmal etwas wirklich Schreckliches.
Stell Dir vor, er geht auf Toilette und kommt nie wieder. Und Du bleibst auf der Rechnung sitzen und siehst ihn nie wieder.
Oder er steht plötzlich auf und verkündet mit lauter Stimme, Du hättest ihm Geld gestohlen, er habe sich total in dir geirrt und würde Dich daher jetzt sofort verlassen. Und dann geht er.
…
Das sind durchaus schmerzhafte Tagträume. Aber wenn Du Dich wirklich eine emotionale Abhängigkeit vermeiden oder Dich daraus lösen möchtest, dann können sie sehr hilfreich sein. Das entscheidest Du für Dich selbst.
Du brauchst neue Tagträume
Für Dein Durchhaltevermögen solltest Du Dich auf jeden Fall selbst belohnen. Und dafür brauchst Du neue Tagträume, die Dir Hoffnung geben, Dich glücklich machen. Träume, für die Du arbeiten, Dich einsetzen kannst. Positive, aufregende Träume. Vielleicht sogar eine neue Beziehung. Nur Du weißt, was für Dich passt.
Solche Tagträume können Dein Leben überhaupt auch sehr verbessern!
Gefangen in der emotionalen Abhängigkeit: Maryam und Kurt – eine Liebe zwischen Sehnsucht und Schmerz
Maryam (52) und Kurt (58) hatten das Glück, sich in der zweiten Hälfte ihres Lebens zu finden. Beide hatten bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich, beide hatten sich geschworen, es diesmal „besser“ zu machen. Als sie sich begegneten, war es wie ein Neubeginn – intensiv, leidenschaftlich, voller Versprechen. Doch jetzt, sechs Jahre später, fühlen sie sich wie Gefangene in ihrer eigenen Beziehung.
Die Angst, den anderen zu verlieren
Maryam liebt Kurt über alles. Vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Sie spürt es jedes Mal, wenn er das Haus verlässt: eine innere Unruhe, fast schon Panik. Was, wenn er sich in jemand anderen verliebt? Was, wenn sie nicht mehr ausreicht? Maryam hat gelernt, sich anzupassen – sie gibt ihm recht, auch wenn sie anderer Meinung ist, und stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück, um bloß keinen Streit zu provozieren.
Kurt hingegen genießt Maryams Hingabe, doch manchmal fühlt er sich erdrückt.
Er ist ein freiheitsliebender Mensch, der seine Hobbys braucht, seine Abende mit Freunden. Doch jedes Mal, wenn er ohne sie unterwegs ist, spürt er ihre unterschwellige Angst. „Ist alles okay?“, schreibt sie ihm dann. Oder: „Wann kommst du nach Hause?“ Anfangs fand er es süß, inzwischen fühlt es sich wie ein unsichtbares Netz an, das ihn fesselt.
Das unsichtbare Band der Abhängigkeit
Was Maryam nicht sieht: Auch Kurt ist gefangen – nur auf eine andere Weise. Er fürchtet sich vor ihren Tränen, vor ihrer Angst, ihn zu verlieren. Er kann es kaum ertragen, wenn sie leidet. Also bleibt er öfter zu Hause, verzichtet auf Treffen mit Freunden und gibt sich der Illusion hin, dass es so einfacher ist.
Doch das Problem bleibt. Denn Liebe sollte nicht aus Angst bestehen, sondern aus Vertrauen. Und genau das haben sie unterwegs verloren.
Der Weg hinaus – aber wohin?
Es gibt Abende, an denen Maryam sich fragt, ob sie ohne Kurt überhaupt noch sie selbst ist. Wer wäre sie ohne ihn? Würde sie sich überhaupt noch geliebt fühlen? Und dann gibt es Momente, in denen Kurt sich wünscht, er könnte einfach loslassen, ohne Schuldgefühle. Beide wissen tief in sich: So kann es nicht weitergehen. Doch die Vorstellung einer Veränderung ist beängstigend.
Emotionale Abhängigkeit ist eine unsichtbare Kette – oft wird sie erst dann erkannt, wenn sie beginnt, richtig schwer zu werden. Aber es gibt einen Weg heraus. Einen, der nicht zwangsläufig Trennung bedeutet. Sondern Wachstum. Denn Liebe bedeutet nicht, sich selbst zu verlieren – sondern gemeinsam stärker zu werden.
Erkennst Du Dich oder Deinen Partner in Maryam und Kurt wieder? Dann ist es Zeit, den ersten Schritt zu tun – für Dich selbst und für eure Liebe.

Barbara Schmidt, M.A.
Mein Name ist Barbara, Paarberaterin und Gründerin der Online-Beziehungswerkstatt Albatros im Rahmen der Paartherapie Bremen. Ich helfe Dir bei schwierigen Eheproblemen oder wenn Du einfach mal eine Beziehungsberatung brauchst, aber keine Lust hast, dafür gleich eine jahrelange Therapie machen zu müssen.
Online-Paarberatung
Die Beratungsprozesse sind so digitalisiert, dass komplette Beratungen per Telefon und Video-Konferenz möglich sind – für Menschen in ganz Deutschland, in Österreich und der Schweiz, in den Niederlanden und in England.
Erfahrungsgemäß sind diese wesentlich intensiver und konzentrierter als Offline-Treffen. Weitere Vorteile: