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Mein Partner ist oft wütend

Das Leben mit einem Choleriker

Wenn Wut die Beziehung belastet – Umgang mit einem cholerischen oder oft wütenden Partner

Wut und starke emotionale Ausbrüche sind in jeder Beziehung eine Herausforderung. Während manche Menschen gelegentlich wütend werden, gibt es Partner, die häufiger oder besonders intensiv reagieren. Dies kann sich in plötzlichen Wutausbrüchen, lauten Streitigkeiten oder einer dauerhaft gereizten Grundhaltung äußern. Besonders schwierig ist es, wenn der Partner cholerische Züge hat, also regelmäßig sehr impulsiv und unkontrolliert reagiert.

Wie kann man in einer Beziehung mit einem cholerischen oder oft wütenden Partner umgehen, ohne sich selbst dabei zu verlieren?

Dieser Artikel kombiniert die wichtigsten Strategien aus zwei Perspektiven: dem Leben mit einem cholerischen Partner und dem generellen Umgang mit häufiger Wut in der Beziehung.

Mein Partner ist oft wütend
Inhaltsverzeichnis
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    Der Mann ist ein Choleriker – was kannst Du tun?

    Monika hat mich kontaktiert, weil Günther, ihr Mann, immer mal wieder ausrastet. Nun will sie von mir wissen, was sie tun kann. Nein, er wolle nicht mitkommen in die Beratung. Sie hat ihm noch nicht einmal davon berichtet, dass sie sich bei mir Hilfe holt.

    Wir werden, wohlgemerkt, nicht darüber sprechen, warum er denn eigentlich ausrastet. Auch haben wir darauf verzichtet, seine frühkindlichen Erfahrungen zu analysieren.

    Denn ich kenne den Mann ja gar nicht. Und auch Monika weiß nur das über ihn, was er ihr erzählt hat. Zudem können auch seine eigenen Erinnerungen trügerisch sein… Aber ich schweife ab.

    Denn wenn er selbst etwas an seinem Verhalten ändern möchte, kann er sich einen Therapeuten in Bremen suchen.

    Bis dahin aber geht es um Monika und ihre Möglichkeiten. Monika hat keine erkennbaren Verhaltensstörungen und braucht auch keine Therapie. Sie sucht lediglich nach geeigneten Strategien für den Umgant mit dieser für sie sehr unangenehmen Situation.

    Eine Trennung kommt für sie nicht infrage. Ja, der Mann ist ein Choleriker. Aber Monika hat Angst. Eine solche Trennung wäre ein unglaublicher Einschnitt in ihrem Leben, an das sie sich ja nun über die Jahre auch gewöhnt hat. Sie kennt ihren Günther sehr gut, hat sich auf ihn eingespielt, genießt den Komfort des Zusammenlebens.

    Ja, Monikas Mann wird oft wütend. Aber er rastet ja eben nicht immer aus.

    Nur eben mal ab und zu.

    Das reicht ihr nicht für eine Trennung.

    Und es kann durchaus sein, dass das auch gar nicht nötig ist. Günther ist nicht gewalttätig und Monika befürchtet das auch nicht.

    Mal sehen, ob wir etwas tun können.

    Wie genau wirkt es auf Monika, wenn Günther wütend wird?

    Es ist, wie wenn der Günther, den ich kenne, gar nicht mehr da ist“, sagt mir Monika. „Als ob er als Person völlig verschwindet und ich nur noch sein Geschrei höre.“

    Wie groß ist Günther dann, wie groß empfindet sie sich selbst in dieser Situation?

    Klein“, sagt Monika. „Ich schrumpfe richtig und Günther wird immer größer.

    Für wie stark hält sie ihren Mann, wenn er herumschreit?

    Sehr stark“, sagt Monika. Geradezu überwältigend erscheine er ihr dann.

    Sie sehe dann auch gar nicht mal so sein Gesicht, sondern seine Muskeln. Die würden ihr besonders auffallen, wenn er laut wird.

    Aber, nochmals, es gibt kein noch so geringes Anzeichen für körperliche Gewalt und Günther hat das auch niemals angedroht. Das ist wichtig. Denn sonst würde ich Monika sofort drastischere Schritte empfehlen, um sich zu schützen.

    Aber das ist wohl erst einmal nicht nötig.

    Daher bitte ich Monika, einmal die Rolle ihres Mannes zu übernehmen und mir vorzuspielen, wie er sich bei einem solchen Wutanfall verhält.

    Monika meint, dass sie das nicht kann. Sie ist kein Choleriker und kann sich ein solches Verhalten überhaupt nicht vorstellen.

    Ich bitte sie trotzdem, es einfach mal zu versuchen.

    Monika beginnt ein wenig zögerlich, gewöhnt sich aber schnell an diese Übung und kann ihren Mann so darstellen, dass es für mich richtig realistisch klingt. Sie steht sogar auf und stellt sich breitbeinig hin. Die Szene ist unglaublich beeindruckend. Kein Wunder, dass sie sich als Empfängerin dieses Zorns richtig klein gefühlt hat!

    Dieser künstliche Ausbruch dauert einige Zeit. Als Monika fertig ist, setzt sie sich hin und ist eine Weile sehr still.

    Wie hat sie sich gefühlt in der Rolle ihres Mannes?

    Das ist schon komisch“, sagt sie. „Ich habe mich gar nicht so stark gefühlt. Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil – ich habe mich richtig gefürchtet. Eigentlich wollte ich weinen, aber stattdessen habe ich gebrüllt. Wie ein Kind in seinem Zorn. Mir fehlten die Worte, ich konnte mich nicht ausdrücken, nicht sprechen, nur noch schreien. Ich war total hilflos.“ Eine interessante Beobachtung.

    Es gibt natürlich auch Partner, die nicht laut werden. Stille Choleriker sozusagen.

    Stattdessen igeln sie sich ein, ziehen sich in sich zurück, sprechen nicht mehr mit Dir, ignorieren Dich, zeigen Dir die kalte Schulter. Auch ein solcher Mann ist ein Choleriker. Nur eben ein stiller.

    In diesem Fall kannst Du diese Übung allein für Dich machen, indem Du Dich einfach mal in Dich selbst zurückziehst, nicht mehr redest, Dich abwendest. Ohne dass Dein Partner dabei ist. Du übernimmst einfach seine Rolle.

    In vielen Fällen wirst Du feststellen, dass sich die andere Person ganz schwach fühlt, richtig hilflos, dass sie keine Worte findet. Dass sie nicht weiß, wie sie sich verhalten soll.

    Dass sie überhaupt keine Macht über Dich hat, sondern sich viel schwächer fühlt als Du.

    So sehen Eure Rollen gleich ganz anders aus, nicht wahr? Sie sind umgedreht. Du erkennst plötzlich, dass Du diejenige bist, die stark ist.

    Die andere Person – in diesem Fall der cholerische Mann – ist unsicher, fühlt sich wie ein ängstliches kleines Kind.

    Selbstsichere, zuversichtliche Menschen müssen andere nicht intimidieren, um zu beweisen, wie stark sie sind. Sie können ganz normal um das bitten, was sie brauchen.

    Dies ist eine Erfahrung, die Dir helfen kann, mit der Angst umzugehen. Unabhängig davon, was Dein Partner tut und ob Du Dich letztendlich doch zur Trennung entscheidest oder in der Ehe / Beziehung bleibst. Dabei spielen ja so viele Faktoren eine Rolle.

    Damit will ich übrigens nicht sagen, dass ein solches Verhalten in welcher Weise auch immer akzeptabel ist.

    Ich mache es Dir nur leichter, damit umzugehen. Und nicht mehr so viel Angst zu haben.

    Bei Monika sind jedenfalls die Bauchschmerzen erst einmal verschwunden.

    Vielleicht verschwinden sie ja bei Dir auch. Wer weiß...

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    Ursachen für häufige Wut in der Partnerschaft

    Es gibt viele Gründe, warum ein Mensch schnell oder oft wütend wird. Diese lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:

    Innere Faktoren (Persönlichkeit & Prägung)

    * Manche Menschen haben eine geringe Impulskontrolle und reagieren schnell mit Wutausbrüchen.
    * Cholerische Personen haben oft ein sehr ausgeprägtes Temperament und neigen zu plötzlichen Stimmungsschwankungen.
    * Erlernte Verhaltensmuster aus der Kindheit: Wer in einem Umfeld aufgewachsen ist, in dem Wut als normales Kommunikationsmittel galt, übernimmt dieses Verhalten oft unbewusst.

    Äußere Faktoren (Stress & Beziehungsdynamik)

    * Druck im Beruf oder private Belastungen können Wutauslöser sein.
    * Unzufriedenheit in der Beziehung: Unausgesprochene Konflikte führen zu wiederkehrenden Wutausbrüchen.
    * Fehlende emotionale Bewältigungsstrategien: Wer nicht gelernt hat, Frust konstruktiv zu verarbeiten, explodiert oft in Streitgesprächen.

    Brigitte berichtet:

    Wenn Michael nach Hause kommt, muss alles perfekt für ihn vorbereitet sein. Er erwartet ganz selbstverständlich, dass ich gründlich geputzt habe, dass das Essen auf dem Tisch steht und dass unsere kleine Tochter frisch gebadet ist und ihn blitzblank und freundlich begrüßt.

    Das klappt aber leider nicht immer, manchmal komme ich mit dem Putzen nicht hinterher, und unsere Tochter hat eben auch nicht immer und pausenlos nur gute Laune. Und ständig makellos sauber ist sie schon gar nicht.

    Dann weiß ich schon, was passiert – dann flippt Michael aus. Wie zeigt sich das? Er schimpft herum und schreit mich an. Oft flucht er auch dabei und verwendet Vokubular, dass ich unserer Tochter nicht unbedingt beibringen möchte. Übrigens fängt sie immer an zu weinen, wenn er so ausrastet.

    Und ich bekomme richtig Angst vor der Wut.
    Im Lauf der Zeit habe ich einige Veränderungen bei mir festgestellt, gesteht mir Brigitte. Ich will es mal allgemein als Anspannung und Unruhe beschreiben. Ich bin zunehmend nervös, kann nicht mehr gut schlafen, mein Herz rast wie verrückt und manchmal zittere ich nur noch.

    Wenn er schreit und flucht, wird mir schwindelig. Ja, mein Appetit hat auch gewaltig gelitten, ich habe mehr als 10 Kilo abgenommen.

    Kopfschmerzen? Ja, die habe ich auch. Selbst dann, wenn er gar nicht da ist.

    Und aus irgendeinem Grund sind da auch noch die Rückenschmerzen. Erst dachte ich, das kommt von der anstrengenden Hausarbeit.

    Aber früher habe ich das eben nicht gehabt.

    Wie lange das schon so geht? Etwa ein bis anderthalb Jahre, schätze ich mal.

    Insgesamt sind wir seit drei Jahren zusammen.

    Sein Lösungsversuch? Er droht immer wieder, sich zu trennen.

    Davon bekomme ich dann Magenschmerzen.

    Zunächst einmal kläre ich mit Brigitte, ob sie sich auch körperlich vor ihrem Mann fürchtet.
    Hat er sie jemals angegriffen oder in die Ecke gedrängt? Ihr das Verlassen eines Raumes, des Hauses oder des Autos verweigert?

    Nein, sagt mir Brigitte. Michael hat niemals auch nur andeutungsweise Hinweise darauf geliefert, dass er gewalttätig werden könnte.

    Es ist eben nur seine Stimme, die Wut, die ihr so zusetzt.

    Muss sie sich das antun? Angst vor der Wut des Partners?

    Ich meine, nein.

    Für Brigitte gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf diese Situation zu reagieren.

    Erstens kann sich Brigitte, so hart es auch klingt, natürlich jederzeit trennen. Niemand, der sie daran hindert.

    Zweitens kann sie versuchen, mit ihrem Mann zu sprechen, ihm deutlich zu machen, was dieses Verhalten bei ihr anrichtet. Wenn er sie wirklich liebt, dann kann es gut sein, dass es irgendwann auch zu ihm durchdringt, wie er auf seine Frau wirkt. Vielleicht aber auch nicht.

    In diesem Fall hat Brigitte einen Termin bei mir gemacht. Ohne jetzt Michaels Verhalten rechtfertigen zu wollen, konzentrieren wir uns vorläufig auf Brigittes Perspektive. Denn wir können ja Michaels Verhalten in seiner Abwesenheit erst einmal nicht beeinflussen. Also geht es zunächst nur um Brigitte. Und ich habe sie gefragt, was genau diese heftige Reaktion bei ihr auslöst, abgesehen von den körperlichen Beschwerden.

    * Wovor hast Du Angst?
    * Was kann im schlimmsten Fall passieren?
    * Was malst Du Dir in Deiner aus, was passieren könnte?
    * Wie groß bist Du, wenn Du Michael schimpfen hörst?
    * Wie alt bist Du, wenn Du seinen Zorn erfährst?

    In dem Einzelgespräch hat sich dann herausgestellt, dass Michaels Geschrei bei ihr bewirkt, dass sie Angst bekommt, er könne die Kontrolle über sich vollkommen verlieren. Daher gibt Brigitte dann auch unweigerlich nach, tut alles in ihrer Macht stehende, um Michael zu beruhigen.

    Wie sie sich dann fühlt? Vollkommen hilflos. Man kann da ja gar nichts machen, sagt sie mir.

    Ihr Alter? Etwa drei oder vier Jahre.

    Das ist nicht viel. In diesem Alter hat man ja noch nicht viel Einfluss auf seine Umwelt – ganz sicher nicht auf die eigenen Eltern.

    Mit Mitte 30 aber schon.

    Es zeigt sich, dass Brigitte bei Michaels Geschrei immer nur eine große Gefahr wittert. Eine Gefahr so wie jene, der sie als kleines Mädchen ausgewichen ist, wenn ihr Vater einen seiner Wutanfälle hatte. Da hat sich Brigitte dann immer so schnell wie möglich versteckt, denn der Vater schlug auch zu.

    In ihrem Bemühen, Michael zu beruhigen beziehungsweise seinen Zorn gleich ganz zu vermeiden, verwechselt Brigitte die Erfahrungen als kleines Kind mit denen der erwachsenen Frau.

    Niemand hat ihr jemals beigebracht, mit der Wut anderer Menschen umzugehen.
    Daher hat sie heute eine sehr begrenzte Auswahl an Reaktionsmöglichkeiten.

    Diese bestehen im Wesentlichen darin, sich kleinzumachen, unsichtbar zu werden, sich und die eigenen Bedürfnisse zu verstecken.

    Eine gute Idee wäre es beispielsweise, wenn Brigitte ihrem Michael in einem ruhigen Moment ganz deutlich sagen würde, dass sie sein Geschrei nicht länger akzeptieren wird. Beispielsweise mit den Worten „Ich möchte nicht, dass Du mich anschreist. Bei Deinem nächsten Ausraster werde ich das Zimmer verlassen“.

    Damit hat sie sofort ihre Position gestärkt und schützt gleichzeitig auch sich selbst.

    Wichtig ist nun, dass Brigitte dies nun auch tatsächlich tut. Beim nächsten Wutanfall muss sie sofort den Raum verlassen. Sie darf nicht zögern. Nur dann wird Michael diese Ankündigung auch ernstnehmen.

    Hilft das nicht, kann sie gern auch aus dem Haus gehen und sich eine Runde um den Block gönnen. Nein, die ganze Nacht wegbleiben, das muss sie nicht.

    Das sorgt nur für mehr Unsicherheit.

    Wenn Brigitte also das Zimmer verlässt, kann sie so etwas sagen wie „hör auf damit“ oder dergleichen. Was immer zu ihr passt.

    Und damit zieht sie die Tür hinter sich zu (nicht damit knallen bitte!).

    Sobald Brigitte also ihre Rolle als ängstliches kleines Mädchen verlässt und sich wie die erwachsene Frau verhält, die sie ja inzwischen ist, kann sie zumindest ihre Furcht vor dem Zorn des Partners deutlich besser kontrollieren.
    Damit will ich nun keinesfalls sagen, dass das alles so einfach ist. Wir haben so einige Gespräche gebraucht, bis Brigitte so weit war, sich als erwachsene Frau zu fühlen und sich auch so zu verhalten, Michael und seinem Zorn mit erhobenem Haupt den Rücken zuzudrehen und sich der Situation schlichtweg zu entziehen.

    Zwar hatte sie ziemliches Herzklopfen. Aber sie hat es geschafft.

    Heute hat sie keine Angst mehr vor der Wut ihres Partners.

    Später ist Michael sogar mit in die Beratung gekommen und ich habe Einzelgespräche mit ihnen geführt und auch mit beiden gemeinsam eine Paarberatung gemacht.

    Brigittes Symptome sind inzwischen ganz verschwunden, das Kind ist viel ruhiger geworden, und auch Michael geht es deutlich besser.

    Das freut mich wirklich von Herzen! Viele Grüße von Barbara

    Umgang mit einem wütenden oder cholerischen Partner

     

    Kommunikation: Verständnis, aber mit Grenzen

    * Bleib ruhig, wenn Dein Partner wütend wird. Eine aufgebrachte Reaktion verstärkt die Eskalation.
    * Ich-Botschaften verwenden: Statt „Du schreist mich immer an!“ besser: „Ich fühle mich unwohl, wenn du laut wirst.“
    * Setz klare Grenzen, z. B.: „Ich bin bereit, über das Problem zu sprechen, aber nicht, wenn du schreist oder mich beleidigst.“

    Selbstschutz und persönliche Grenzen

    Lass Dich nicht in toxische Verhaltensmuster hineinziehen. Wenn Dein Partner regelmäßig laut oder aggressiv wird, ist es wichtig, Dich selbst zu schützen.
    Pausen einlegen: Falls ein Gespräch zu eskalieren droht, ist es oft hilfreich, sich kurz zurückzuziehen.
    Emotionale und körperliche Sicherheit gewährleisten: Wenn die Wutausbrüche übermäßig intensiv sind oder sogar bedrohlich wirken, kann professionelle Unterstützung notwendig sein.

    Paartherapie

    Was tun, wenn Dein Partner ausrastet?

    Wir haben ja schon darüber gesprochen, wie Du in erster Instanz reagieren kannst, wenn Dein Partner seinen zornigen Gefühlen freien Lauf lässt. Das ist keine schöne Situation, aber es gibt dennoch einige Möglichkeiten für Dich, um Deine Würde und Deine Selbstachtung unter diesen Umständen aufrechtzuerhalten (falls eine Trennung nicht zur Debatte steht, was unter Umständen durchaus eine gute Idee sein könnte.

    Mehr Selbstsicherheit bei der Konfrontation mit der Wut also! Auch und gerade wenn Du weißt, Dein Partner ist oft wütend!

    Als Beispiel möchte ich Dir heute Claudia vorstellen. Claudia ist nämlich mit einem sehr explosiven Mann verheiratet. Und das schon so viele Jahre, dass ihr Selbstvertrauen ganz gewaltig gelitten hat in der Zeit.

    Ja, ihr Partner ist oft wütend!

    Letztendlich hat sie die Trennung in Erwägung gezogen, weil sie einfach nicht mehr mit der Wut umgehen konnte.

    Erst einmal habe ich Claudia gebeten, mir das letzte Ereignis zu beschreiben, wo ihr Mann Jürgen lautstark ausgerastet ist und sie vor lauter Angst ganz schnell nachgegeben hat.

    Ich war im Supermarkt gewesen, so hat mir Claudia berichtet. Und ich hatte auch den Einkaufszettel mit.

    Und dennoch habe ich die Milch vergessen. Keine Ahnung, wie mir das passieren konnte. Ich kam nach Hause und keine Milch. Schön blöd von mir, das gebe ich ja zu. Zum fraglichen Zeitpunkt stand Jürgen neben mir am Kühlschrank und hat das also auch gleich mitbekommen. Ich habe ihn dann gebeten, einfach nochmal mit mir hinzufahren und gemeinsam die Milch zu holen. Das hätte mich gefreut, es wäre nett gewesen.

    Daraufhin ist Jürgen total durchgedreht. Ich sei eine dumme Kuh und mit mir sei ja gar nichts anzufangen. Noch nicht mal an die Milch denken könne ich. Was denn noch alles schiefgegangen sei? Ob ich überhaupt Brot geholt habe? Ob ich überhaupt irgendetwas eingekauft habe? Und so weiter. Jedenfalls habe sie das alles mit Absicht gemacht.

    Ich habe Claudia gebeten, die Augen zu schließen und sich diese Szene noch einmal vorzustellen. Seine Worte noch einmal aus dem Gedächtnis abzurufen, sich zu erinnern, was sie selbst gesagt hatte.

    Das war nicht viel übrigens. Im Wesentlichen hat sie ihrem Mann zugehört und seinen Zorn sozusagen ungefiltert in sich aufgenommen. Dabei ist sie richtig in sich zusammengesunken und ihre Schultern hingen immer mehr durch.

    Ihre eigenen Gefühle dabei? Atemnot. Druck auf der Brust. Weiche Knie. Ohrenschmerzen. Angst.

    Das konnte ich alles sehr gut nachvollziehen. Wahrscheinlich wäre es mir ganz ähnlich gegangen!

    Nun habe ich Claudia gebeten, die ganze Situation noch einmal durchzuspielen. Sich das alles ganz genau vorzustellen.

    Mit einer Ausnahme:

    In diesem Fall hat Claudia in ihrer Fantasie anders reagiert. Sie hat nicht mehr nur zugehört. Nein, sie hat sich aufgerichtet, Jürgen angeschaut und ihrem Mann deutlich mitgeteilt, dass es nicht ihre Absicht gewesen sei. Er solle bitte aufhören, sie anzuschreien. Es sei ein Fehler gewesen, aber nicht das Ende der Welt.

    Claudia hatte wirklich Mühe, sich das vorzustellen.

    Also haben wir es zusammen geübt. Sie hat sich ihre Reaktion aufgeschrieben und diese Sätze mehrmals wiederholt. Immer wieder.

    Zunächst zaghaft und leise, dann mit mehr Nachdruck und Überzeugungskraft.

    Sie hat sich selbst zugehört, wie das für sie klang. Einiges hat sie noch ein wenig geändert oder ergänzt, bis es gut für sie gepasst hat.

    Dabei hat sich ihr Körper immer mehr von selbst aufgerichtet.

    Ja, sie konnte das sagen. Und ja, diese Worte haben ihr mehr Kraft verliehen.

    Mehr Überzeugungskraft.

    Jürgen gegenüber, aber auch sich selbst gegenüber.

    Auch Du kannst eine solche Szene im Nachhinein für Dich überarbeiten, also praktisch neu schreiben. Dein Partner ist oft wütend? Schließ einfach Deine Augen und stell Dir die Situation genau vor.

    In dieser Weise kannst Du beliebig viele Ereignisse aus der Vergangenheit „umdeuten“ und daraus Kraft schöpfen. Auch für die nächste Konfrontation, den nächsten Ausrutscher.

    Mach Dich stark!

    Du hast es nicht verdient, Angst haben zu müssen. In welcher Weise auch immer.

    Eine Anmerkung noch: Dein Partner ist oft wütend. Sollte Dein Partner in welcher Weise auch immer gewalttätig sein, ist diese Übung nutzlos. Aus einer körperlich bedrohlichen Situation solltest Du Dich schnellstmöglich lösen. Am besten mit fachkundiger Hilfe. Es gibt entsprechende Stellen, die Dich da beraten können.

    Unterschiede zwischen gelegentlicher Wut und Cholerik

    Während ein oft wütender Partner in der Regel auf bestimmte Stressoren reagiert und in ruhigen Momenten ansprechbar ist, zeichnet sich ein cholerischer Partner durch extreme, häufig unkontrollierbare Wut aus.

    Merkmal Oft wütender Partner Cholerischer Partner
    Wutverhalten Reagiert häufig gereizt, aber nicht zwangsläufig explosiv. Plötzliche heftige Wutausbrüche, oft ohne Vorwarnung
    Ursachen Stress, Frustration, ungelöste Konflikte Tief verwurzelt im Temperament, unzureichende Impulskontrolle
    Möglichkeit zur Reflexion Nach Beruhigung oft gesprächsbereit und einsichtig Erkennt eigenes Verhalten oft nicht als problematisch
    Lösungsmöglichkeiten Bessere Kommunikation, Konfliktlösung, Stressmanagement Therapie oder gezieltes Wutmanagement oft notwendig

    Wann ist es Zeit für eine Veränderung?

    Manchmal lässt sich der Umgang mit einem wütenden oder cholerischen Partner verbessern, doch in einigen Fällen kann eine Trennung der bessere Weg sein – vor allem, wenn:

    * Die Wutausbrüche bedrohlich oder körperlich werden.
    * Der Partner keine Einsicht zeigt und sich nicht ändern will.
    * Die Beziehung mehr Angst als Geborgenheit auslöst.Falls Wut und Aggression in der Beziehung regelmäßig auftreten, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Betracht zu ziehen – sei es durch Paartherapie, Einzelgespräche oder eine Beratung zur persönlichen Abgrenzung.

    Fazit:

    Gesunde Grenzen setzen & Lösungen finden

    Sowohl ein oft wütender als auch ein cholerischer Partner stellt eine emotionale Belastung dar. Der Schlüssel liegt in einer Mischung aus Verständnis, klaren Grenzen und gegebenenfalls professioneller Hilfe.

    Wer mit einem wütenden Partner lebt, sollte darauf achten, nicht selbst in eine destruktive Dynamik zu geraten.
    Kommunikationstechniken, Selbstschutz und Reflexion helfen, mit der Situation besser umzugehen.
    In extremen Fällen, vor allem wenn die Wut destruktiv oder gefährlich wird, kann eine Trennung die gesündeste Entscheidung sein.
    Jede Beziehung ist individuell, aber eines gilt immer: Niemand sollte dauerhaft unter den Wutausbrüchen eines Partners leiden. Wer merkt, dass die Wut des Partners das eigene Wohlbefinden beeinträchtigt, sollte handeln – für eine gesündere und respektvollere Partnerschaft.

    Mehr zu diesem Thema findest Du unter "Beziehungsprobleme und Entscheidungsfindung".

    Paartherapie Bremen Barbara Schmidt

    Barbara Schmidt, M.A.

    Mein Name ist Barbara, Paarberaterin und Gründerin der Online-Beziehungswerkstatt Albatros im Rahmen der Paartherapie Bremen. Ich helfe Dir bei schwierigen Eheproblemen oder wenn Du einfach mal eine Beziehungsberatung brauchst, aber keine Lust hast, dafür gleich eine jahrelange Therapie machen zu müssen.

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