Kontrollsucht in der Beziehung
Warnzeichen für ein besitzergreifendes Verhalten - 5 Hinweise
Kontrollsucht: Wenn Du eine besitzergreifende Freundin hast
Zeigt Deine Freundin Anzeichen einer Kontrollsucht?
Zu Beginn konntest Du ihr Verhalten vielleicht nicht gleich so ganz gut einordnen. War sie bei Eurem Kennenlernen nur unsicher oder überdreht, oder ist das ein Persönlichkeitsmerkmal bei ihr? Dass sie immer genau weiß, wo es langgeht?
Zunächst einmal hat es Dir ja auch ganz gut gefallen, dass sie ihr Leben selbst im Griff hat, dass sie mühelos ihre Freizeit organisieren, die Kinder erziehen und sogar die Steuererklärung selbst erstellen kann.

Eine unabhängige Frau, die nicht gleich zum hilflosen Reh mutiert, sobald sie einen Mann kennenlernt. Chapeau!
Ganz klar, diese Frau regelt gern alles selber.
Ihr eigenes Leben schon mal sowieso. Aber eben ganz gern auch Deins.
Für Eure erste Verabredung hatte sie bereits Plätze in einem schönen Restaurant reserviert. Auch Kinokarten waren bereits bestellt, sie wusste ja, dass Du den Film magst, Ihr hattet Euch ja schon über Euren jeweiligen Geschmack in dieser Hinsicht unterhalten und da hattest Du einen ganz ähnlichen Film erwähnt, den Du schon kanntest und der Dir sehr gefallen hat.
Bei diesem ersten Date jedenfalls warst Du überwältigt, überrascht, überzeugt. Diese Frau hat es in sich, so hast Du Dir gedacht. Bei ihr brauchst Du nicht alles selber zu machen. Brauchst nicht alles für sie zu organisieren.
Denn das kann sie alles ganz wunderbar selbst.
Dieser Gedanke hat Dir Spaß gemacht. Das war für Dich mal eine völlig neue Erfahrung.

Denn Deine eigene Mutter war nicht in allen, aber doch in vielen Dingen hilflos wie ein Baby und total auf Deinen Vater angewiesen. So kanntest Du das. (Was ja übrigens - nur ganz nebenbei - auch ein Hinweis auf eine Kontrollsucht sein kann, die aber eben nur anders ausgelebt wird).
Diese Frau jedoch? Take Charge!
Nach einigen Monaten jedoch hast Du festgestellt, dass alles immer nur nach ihrem Plan ablaufen musste.
Nicht ein einziges Mal hat sie Dich bei Euren Verabredungen gefragt, was Du gern machen möchtest. Wie und wo Du Eure Treffen verbringen möchtest. Ob du vielleicht auch mal einen Vorschlag hast.
Es ging immer nur darum, was sie wollte, was ihr Spaß gemacht hat. War das schon eine Kontrollsucht? Du wolltest nicht zu schnell urteilen. Denn der Sex war gut, der war großartig...
Irgendwann kam dann der Tag, wo sie überraschend und ohne Dich zu fragen Konzertkarten besorgt hatte und Du aber absolut keine Lust hattest. An dem Abend nicht und auch generell zu dieser Musik nicht. Der Musikstil gefiel Dir nicht, die Band war Dir zu laut und Du wolltest da ganz einfach nicht hin.
Auch der Ort der Veranstaltung hat Dir nicht gefallen. Also hast Du sie gebeten, allein oder mit ihren Freunden hinzugehen und sich an einem anderen Tag mit Dir zu treffen.
Für Dich selbst hattest Du Dir nach einer anstrengenden Arbeitswoche einen längeren geruhsamen Abend in der Badewanne gewünscht, gefolgt von Radrennen und Fußball im Fernsehen.
Ihren Spaß beim Konzert hast Du ihr von Herzen gegönnt. Dir wolltest Du aber eben auch die Badewanne und den Sport gönnen. Mit einem Bier Deiner Wahl übrigens und nicht immer nur Rotwein.
Nichts gegen Rotwein – aber beim Sport im Fernsehen wolltest Du nun mal eben gern Dein Bier trinken.

Und dann hat sie Dich, nur weil Du mal einen Abend lang Deine Ruhe wolltest, von jetzt auf nachher verlassen.
Einfach so.
Wegen einer solchen idiotischen Nebensächlichkeit.
Aber ja, sie hat darauf bestanden.
Wenn Du weiter mit ihr zusammen sein wolltest, dann müsstest Du mit zum Konzert, sagte sie. Das sei doch nun wirklich kein Weltuntergang und Du würdest schon sehen, wie viel Spaß das Ganze mache. Auch Dir. Sie sei sicher, das mache auch Dir Spaß.
Also bist Du mit hingefahren. Notgedrungen.
Was blieb Dir anderes übrig?
An diesem Abend ist zum ersten Mal der Gedanke an eine Kontrollsucht bei Dir aufgekommen.
Eine Kontrollsucht kann ganz subtil beginnen.
Einige Zeit nach Eurem Kennenlernen begann das mit kleinen Bemerkungen über Deine Kleidung. Später kamen dann Vorschläge, wie Du Dich besser anziehen könntest. Deine Hemden seien nicht immer so ganz… naja.
Einige Monate später sprach sie dann abfällig über Deine Mutter. Wie man nur so abhängig sein könne von einem Mann, das sei doch nicht mehr zeitgemäß. Ein Leben als Hausfrau – das müsse man sich nur mal vorstellen!
Deine Einwürfe wollte sie überhaupt nicht hören. Du kamst gar nicht zu Wort. Kontrollsucht pur!
Nach gut einem Jahr kam sie dann mit Ideen zu einem Jobwechsel für Dich. Woanders könntest Du doch viel mehr verdienen. Warum wolltest Du nicht kündigen?
Deine Auffassungen von Politik, so stellte sich im weiteren Verlauf heraus, waren auch nicht immer so ganz angemessen. Ihrer Meinung nach. Haltlose Meinungen nannte sie das. Diese Kontrollsucht hat Dich geärgert.
Irgendwann hattest Du tatsächlich das Gefühl, sie würde Dich total gängeln. Als habe sie Dir einen Ring durch die Nase gezogen und würde Dich jetzt an einer Leine herumführen.
Wenn es nach ihr ginge, dürftest Du noch nicht mal Deine eigenen Gedanken denken. Sondern solltest nur immer das nachplappern, was sie meinte. Kontrollsucht total.
Ja okay, der Sex war wirklich gut. Wie gesagt.
Aber war dieser gute Sex die ganze Sache wert? Das hast Du Dich immer wieder gefragt.
Sie hat Dich so sehr geliebt, dass sie es nicht ertragen konnte, wenn Du Dich mit anderen Frauen unterhalten hast
Das fandest Du ja erst ganz charmant eigentlich. Sie war ja so verrückt nach Dir. Und das hat ja, wenn Du ehrlich warst, auch ganz ordentlich Dein Ego gestreichelt.
Als sie dann aber anfing, Dich mehrmals täglich zu kontaktieren, um herauszufinden, wo Du warst, da war das schon nicht mehr ganz so lustig. Das war für Dich schon eine gewaltige Kontrollsucht, die da zum Vorschein kam.
Und nun jeden, aber dann auch wirklich jeden Abend mit ihr zu verbringen, so als würdet Ihr bereits zusammenwohnen… Beim Gedanken daran bekamst Du Hustenanfälle.
Du hattest regelrecht den Eindruck, sie wolle so eine Art Eigentumsrecht an Dir etablieren.

Verständlich natürlich, wenn jemand unsicher ist. Dann wünscht man sich gelegentlich ein wenig Rückmeldung, eine Bestätigung, dass noch alles in Ordnung ist. Besonders in sozialen Situationen, wo ein Mann viel mit anderen Frauen redet und die eigene Freundin sich gelegentlich ein wenig vernachlässigt vorkommt. Das muss ja nicht unbedingt immer gleich eine Kontrollsucht sein.
Darauf bist Du auch immer gern eingegangen. Und es war ja auch tatsächlich so, dass Du manchmal im Eifer des Gesprächs alles um Dich herum total vergessen hast.
Was aber ja noch lange nicht bedeutete, dass sie in irgendeiner Weise berechtigt war, Dich Tag und Nacht zu monopolisieren. Dass Du verpflichtet warst, Dein gesamtes soziales und auch privates Leben zu protokollieren und an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Außerdem, und das ist Dir erst hinterher aufgefallen:
Immer waren ihrer Ansicht nach andere Leute an allem schuld
Egal, was schiefging. Egal, was passierte: Ihr Fehler war es nicht. Niemals.
Das Gejammer darüber musstest Du Dir stundenlang anhören. Ohne jedoch Deine eigene Meinung dazu beitragen zu dürfen, versteht sich.
Wenn Du etwas sagen wolltest, hat sie einfach die Lautstärke erhöht und weitergeredet. Ohne Punkt und Komma. Am Ende ihres Monologs hat sie wieder von vorn angefangen.
Wenn Du dann doch mal den Mund aufmachtest, ist sie mit festem Schritt auf Dich zugegangen und hat Dir mit vor Zorn funkelnden Augen ihren Zeigefinger ins Brustbein gebohrt. „Ich will, dass Du mir zuhörst“, hat sie dann gesagt.
Schließlich und endlich wollte sie Dich dann auch noch heiraten – und zusammenziehen natürlich.
Da hast Du die Sache schnell und schmerzlos beendet.
Naja, nicht ganz so schmerzlos.
Aber schnell und entschieden.
Diese Kontrollsucht konntest Du wirklich nicht gebrauchen!

1. Erkenn die Anzeichen – ist es Liebe oder Kontrolle?
Liebe bedeutet Vertrauen, Kontrolle das genaue Gegenteil. Wenn Dein Schatz dich ständig ausfragt, deine Nachrichten checkt oder dir Vorschriften macht, ist das ein Warnsignal. Auch subtile Kontrolle – wie Eifersucht oder Manipulation – kann Dir langsam die Luft zum Atmen nehmen.
2. Setz klare Grenzen
Du bist nicht dazu da, jemandem ständig Rechenschaft abzulegen. Sag klar und deutlich: „Ich liebe dich, aber ich brauche Freiraum.“ Kontrollverhalten endet nicht von selbst – Du musst aktiv Grenzen setzen.
3. Sprich über die Ursache – was steckt dahinter?
Manchmal kommt Kontrolle aus Angst oder Unsicherheit. Vielleicht hat Dein Partner schlechte Erfahrungen gemacht oder kämpft mit Selbstzweifeln. Das entschuldigt nichts, aber ein ehrliches Gespräch kann helfen, das Problem gemeinsam zu verstehen.
4. Lass Dich nicht manipulieren!
Sätze wie „Ich mache das doch nur, weil ich dich liebe“ oder „Wenn du nichts zu verbergen hast, kannst du mir doch dein Handy zeigen“ sind rote Flaggen! Kontrolle hat nichts mit Liebe zu tun – und DU bist nicht verpflichtet, jemandem deine Privatsphäre zu opfern.
5. Wenn sich nichts ändert – geh deinen eigenen Weg
Liebe sollte dich stärken, nicht kleinmachen. Wenn du alles versucht hast und Dein Partner trotzdem weiter über Dein Leben bestimmen will, musst Du für Dich selbst sorgen. Manchmal ist Distanz die einzige Lösung. Denn DU verdienst eine Beziehung auf Augenhöhe – ohne Kontrollzwang.
Fazit: Lass dir niemals Deine Freiheit nehmen – nicht von der Liebe und schon gar nicht von einem Kontrollfreak. DU bist ein eigenständiger Mensch, und Deine Grenzen sind es wert, verteidigt zu werden!

Barbara Schmidt, M.A.
Mein Name ist Barbara, Paarberaterin und Gründerin der Online-Beziehungswerkstatt Albatros im Rahmen der Paartherapie Bremen. Ich helfe Dir bei schwierigen Eheproblemen oder wenn Du einfach mal eine Beziehungsberatung brauchst, aber keine Lust hast, dafür gleich eine jahrelange Therapie machen zu müssen.
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Die Beratungsprozesse sind so digitalisiert, dass komplette Beratungen per Telefon und Video-Konferenz möglich sind – für Menschen in ganz Deutschland, in Österreich und der Schweiz, in den Niederlanden und in England.
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