Es hat nichts mit Dir zu tun

Im Klartext bedeutet das: Ich will keine Beziehung und keiner Partnerschaft. Jedenfalls nicht mit Dir (also der jeweils anderen Person).

Warum nicht? Dafür kann es viele Gründe geben. Einen davon möchte ich hier mal ansprechen.

Mit diesem Spruch, „es hat nichts mit Dir zu tun“, blockiert man ja die Beziehung, sie kann dann nicht weiter wachsen, wird eingestampft, noch bevor sie überhaupt begonnen hat.

Warum sollte jemand von sich aus eine beginnende Beziehung boykottieren?
Weil man sie nicht wirklich will? Weil man sie nicht aushalten kann?

Ja, leider gibt es viele Menschen, die sich nicht gut an eine andere Person binden können.

Anfangs planen sie vielleicht so einige Treffen, sind auch vollkommen davon überzeugt, Dich besser kennenlernen zu wollen, suchen Gemeinsamkeiten, wünschen sich eine Partnerschaft, und dann – ja, dann verpufft alles. Oft aus heiterem Himmel.

Häufig mit der Begründung: "Es hat nichts mit Dir zu tun". Eine Begründung, die keine ist. Mit der man sich der Kommunikation entzieht und elegant die Fliege macht.

Über die Perfektion, die viele Menschen fordern, haben wir ja schon gesprochen. Manchmal ist das ein Signal dafür, dass der- oder diejenige eher selbstkritisch ist. Dass er oder sie viele Schattenseiten an sich sieht. Viele Nachteile. Viele Schwächen. Für die er oder sie sich schämt.

Manche von uns kennen das ganz gut. Denkst Du oft daran, was an Dir nicht so schön oder nicht so liebenswert ist? Zu große Ohren? Der Bauch ist zu dick? Und besonders intelligent bist Du auch nicht, denn mit der Mathematik hast Du auch schon immer so Deine Schwierigkeiten gehabt?

Oder vielleicht bist Du nicht so sportlich? Oder vielleicht kannst Du nicht Fahrrad fahren?

Glaubst Du vielleicht, dass Du aufgrund Deiner Eigenschaften, Deiner Schattenseiten nicht liebenswert bist, dass man Dich deswegen ablehnen könnte? Dass Du einfach nicht gut genug bist für eine Partnerschaft?

Dass da mehr von Dir erwartet wird und dass Du diese Erwartungen womöglich gar nicht erfüllen kannst?

Manche von uns haben ein Problem mit Erwartungen.
Wir sagen dann Ja, obwohl wir eigentlich Nein meinen, und umgekehrt. Wir können uns nicht gut abgrenzen, wir meinen, dass man immer so auf andere Menschen zugehen sollte, wie diese es erwarten.

Im Umkehrschluss heißt das also, dass Du immer ‚vorauseilend‘ spüren musst, was jemand anders denkt, um Dich dann sehr schnell darauf einstellen zu können.

Warum sollte man das tun? Es ist logisch, wenn wir davon ausgehen, dass wir umgehend verlassen werden, wenn unser Partner oder unsere Partnerin uns richtig kennenlernt. Wenn er oder sie unsere Schattenseiten aufdeckt. Wenn wir auch nur das Geringste tun oder sagen, was unserem Partner nicht passt, wenn wir eine andere Meinung vertreten als unsere Partnerin.

Und darum, so die Logik, muss man sich eben immer anpassen.
Sofern man die Partnerschaft erhalten will.

Doch wer hält das über längere Zeit aus? Ich selbst hätte da tatsächlich so meine Schwierigkeiten. Für mich klingt das ausgesprochen anstrengend und macht ja wirklich keinen Spaß.

Wenn ich mich nicht so zeigen darf, wie ich bin, nicht äußern darf, was ich denke – was bleibt da noch von mir übrig?

Und selbst wenn sich mein Partner trennt – was dann?

Wir haben doch alle ein gewisses Sicherheitsbedürfnis.

Wir wollen, dass morgen so ähnlich wird wie heute, und übermorgen auch. Dass unsere Beziehung ewig dauert – oder doch zumindest so lange, wie wir auf dieser Welt sind.

Ja, und oft haben wir Angst davor, betrogen, verletzt oder verlassen zu werden, sich selbst durch irgendeine vom Gegenüber unerwünschte Verhaltensweise aus der Partnerschaft herauszukatapultieren und nie wieder zurückkommen zu dürfen.

Wie ein kleines Kind verzweifelt mit dem Koffer auf der Straße zu stehen – was nun? Wohin jetzt?

Und so bauen wir uns dann entsprechende Schutzmaßnahmen und schrauben unsere eigenen Erwartungen so hoch, dass aus der Beziehung ohnehin niemals etwas werden kann. „Es hat nichts mit Dir zu tun.“

Oder wir entwickeln eine abwehrende Haltung gegenüber allen Erwartungen, fühlen uns damit schnell überfordert. Egal, ob diese Erwartungen tatsächlich ausgesprochen werden oder wir sie lediglich erfinden, in irgendetwas hineininterpretieren oder aufblasen bis zur Dachrinne. „Es hat nichts mit Dir zu tun.“

Erlaubst Du Dir, daran zu glauben, dass es auch anders sein kann? Dass auch das Gegenteil geschehen darf? Dass auch Du eine glückliche Beziehung haben kannst und darfst? In der Du nicht immer wieder zu viel geben und alle Erwartungen erfüllen musst? In der Du nicht verletzt wirst?

Wenn nicht, wäre es vielleicht hilfreich, wenn Du Dir mal zur Abwechslung eine richtige Chance geben würdest. Eine neue Chance für eine wunderschöne Zweisamkeit, in der Du zufrieden bist.

Versuch mal, Dir das vorzustellen. Vielleicht bei geschlossenen Augen.

Ja, nimm Dir die Zeit. Male es Dir so richtig gut aus. In allen Einzelheiten.

Dieses Glück ist auch für Dich möglich – Du hast es Dir verdient.

Wenn Du also demnächst wieder jemanden triffst, versuch mal herauszufinden, was genau an dieser Person Dich an einen Menschen aus Deiner Vergangenheit, einer früheren Beziehung, vielleicht sogar aus Deiner Kindheit erinnert.

Wer war das und was ist damals passiert?

Diese kleine Übung kann sehr erhellend sein.