Warum gerade die nettesten Partner manchmal fremdgehen
Wie Anpassung, verdrängte Bedürfnisse und fehlende Ehrlichkeit unbemerkt zu Affären führen können
Hast Du das schon mal erlebt?
Da ist dieser Mensch, von dem alle sagen: „So ein lieber Partner. So fürsorglich. So verlässlich. Genau so jemanden wünscht man sich.“
Und dann – völlig unerwartet – stellst du fest: Er oder sie ist fremdgegangen.
Totale Fassungslosigkeit. „Ausgerechnet er? Aber sie doch nicht? Das passt doch gar nicht!“
Genau um diesen Widerspruch geht es heute. Warum gerade die nettesten Partner manchmal fremdgehen – und was oft genug wirklich dahinter steckt.

Die Fassade der Nettigkeit
Sicher kennst du diese kleinen Szenen, die im Alltag so unscheinbar wirken.
Dein Partner oder Deine Partnerin will Essen machen und fragt: „Worauf hast Du Lust?“
Die Antwort kommt schnell, fast automatisch: „Ach, ist mir egal. Mach mal was Leckeres.“
Oder ihr plant den Urlaub. Er oder sie fragt: „Wohin möchtest Du?“
Und die Antwort ist wieder dieselbe: „Such Du aus, alles gut.“
Oder Dein Partner/Deine Partnerin will abends allein weggehen? Überhaupt kein Thema. Mach mal. Du fragst noch nicht mal, wann er oder sie wieder zuhause bist.
Klar, im ersten Moment wirkt das herrlich entspannt. Kein Streit, kein Ego, kein „Ich will aber“.
Viele Menschen sagen dann: „Wow, was für ein unkomplizierter Partner! Mit dem ist es leicht, mit dem gibt’s keinen Stress.“
Doch genau da liegt das Problem.
Denn die Wahrheit ist: Wenn jemand nie eine Meinung hat, nie Wünsche formuliert, nie mal auf den Tisch haut, dann ist das kein Zeichen von Harmonie, sondern von Desinteresse oder Selbstaufgabe. Der- oder diejenige interessiert sich einfach nicht beziehungsweise will den Partner nicht verletzen oder vor den Kopf stoßen oder enttäuschen oder was weiß ich. Bloß keine Diskussionen auslösen.
Auf den ersten Blick klingt das vielleicht super gut.
Aber es kann gut sein, dass in dem Menschen (also vielleicht auch in Dir) ein ganz anderes Programm abläuft. Nämlich dies:
„Wenn ich mich anpasse, bin ich liebenswert. Wenn ich nichts will, mache ich es dem anderen leichter. Wenn ich mich zurücknehme, bleibe ich sicher.“
Das fühlt sich vielleicht kurzfristig bequem an, für beide Seiten. Aber auf lange Sicht passiert etwas Gefährliches:
Die Beziehung verliert nämlich an Tiefe. Da fehlt die Reibung. Da fehlt das Echte. Das Authentische. Das Unbequeme.
Und damit auch ein Stück Charakter.
Damit schaffst Du eine Distanz zwischen Euch. Und auch eine Distanz zu Dir. Denn unter diesen Umständen kannst Du ja gar nicht mehr Du selbst sein.
Überleg mal: Wie soll denn überhaupt Nähe entstehen, wenn ich gar nicht weiß, wer mein Gegenüber wirklich ist? Wenn ich gar nicht sicher bin, ob er oder sie sich total nicht interessiert (auch schon schlimm genug) oder einfach nur höflich sein will? Oder, noch schlimmer, wenn mein Partner selber gar nicht mehr weiß, wer er überhaupt ist?
Wenn da nur ein freundliches Nicken kommt, ein „Mach Du“ – wie soll ich als Partner Dich jemals richtig verstehen, Dich greifen?
Und das Gemeine ist: Solche Partner werden oft gelobt.
„So nett, so pflegeleicht, so unkompliziert.“
Doch leider heißt pflegeleicht oft auch eben: unsichtbar.
Und unsichtbar ist das Gegenteil von Verbundenheit.
Liebe lebt aber nicht davon, dass immer alles glatt läuft.
Liebe lebt davon, dass wir uns zeigen – auch mit unseren Ecken und Kanten, unseren Bedürfnissen, unseren „Ich will aber!“. Mit unserer Geschichte, unserem Charakter also.
Und deshalb möchte ich Dich einladen: Wenn Du das nächste Mal sagen willst „Ist mir egal“ – frag Dich bitte mal ehrlich: Stimmt das echt? Oder machst Du es Dir gerade leicht, weil Du Angst vor Ablehnung hast?
Denn das ist die entscheidende Frage: Ist dieses Nettsein wirklich Liebe – oder ist es im Kern Selbstverleugnung?
Von der Anpassung zum Frust
Um das zu verdeutlichen, stell Dir einfach mal ein inneres Konto vor.
Ein Konto, auf das niemand außer Dir selbst Zugriff hat.
Und jedes Mal, wenn Du Deine Wünsche runterschluckst, wenn Du Dich anpasst, wenn Du Deine Bedürfnisse zurückstellst, dann machst Du dort einen Strich.
Einen Strich, wenn Du sagst: „Na gut, wir schauen Deinen Film, auch wenn ich eigentlich lieber etwas anderes gesehen hätte.“
Einen Strich, wenn Du mit zu den Schwiegereltern gehst, obwohl Du todmüde bist und eigentlich nur Deine Ruhe haben willst.
Einen Strich, wenn Du eine Einladung von Freunden absagst, weil Dein Partner keine Lust hat und Du nicht allein hingehen willst.
Einen Strich, wenn Du Deine eigenen Träume kleiner machst, damit seine oder ihre größer sein dürfen.
Einen Strich, wenn Du alles daran setzt, es Deinem Partner oder Deiner Partnerin unbedingt Recht machen zu wollen.
Und mit der Zeit füllt sich dieses Konto. Strich um Strich. Ohne dass du es gleich merkst.
Irgendwann schaust Du dann auf all diese Einzahlungen und fragst Dich: „Und wann bekomme ich endlich etwas zurück?“
Doch hier liegt die Schwierigkeit: Dieses Konto ist unsichtbar. Dein Partner weiß nichts davon.
Er oder sie hat nie erfahren, dass Du den Film nicht mochtest. Dass Du todmüde warst. Dass Du gerade etwas ganz anderes gebraucht hättest.
Dein Partner oder Deine Partnerin konnte gar nicht einzahlen, weil er oder sie ja gar nicht wusste, dass da überhaupt ein Konto ist.
Und so beginnt sich langsam etwas zu verändern.
Aus dem netten, angepassten „Ist schon gut“ wird ein leiser, aber gefährlicher Unterton. Eine Unzufriedenheit, die immer mehr Raum einnimmt. Irgendwann hast Du das Bedürfnis, mal wieder Du selbst zu sein. Dich mal so richtig ausleben zu können.
Da entsteht dann oft ein stiller Groll, der Gift ist für jede Beziehung. Eine latente Unzufriedenheit. Ein Frust, der sich nicht zeigt, aber ständig im Hintergrund mitspielt.
Dieser Frust bleibt meist unausgesprochen.
Er nagt von innen, wie ein Tropfen, der immer wieder auf dieselbe Stelle fällt.
Und er verwandelt die anfängliche Nettigkeit, die so harmonisch wirkte, nach und nach in Bitterkeit.
Vielleicht kennst Du das Gefühl: Am Anfang machst Du etwas gern. „Ach, kein Problem, klar begleite ich Dich.“
Beim dritten Mal denkst Du: „Na gut, ich mach’s halt wieder.“
Beim zehnten Mal denkst Du: „Immer nur ich. Es reicht!“ – aber die Worte bleiben im Hals stecken.
Und irgendwann entsteht daraus ein gewisser Anspruch.
Eine innere Stimme sagt Dir: „Ich hab so viel gegeben. Ich hab so viel geschluckt. Immer, all die Jahre. Jetzt verdiene ICH endlich mein Glück. Und wenn ich es hier nicht bekomme – was ja offensichtlich der Fall ist - dann eben woanders.“ Oder: „Ich will endlich mal wieder ich selbst sein".
Das ist dann der Moment, wo die innere Rechtfertigung beginnt:
„Es ist doch kein Wunder, dass ich mich woanders umsehe.“
„Nach allem, was ich ertragen habe, steht mir das jetzt einfach mal zu.“
„Das ist nur fair, schließlich habe ich jahrelang zurückgesteckt.“
Hier kippt dann die Dynamik. Und zwar ganz gewaltig.
Der verdrängte Frust
Ich erinnere mich an eine Klientin, die zu mir kam und sagte:
„Barbara, ich habe meinem Mann nie gesagt, was mich wirklich nervt. Ich wollte ja keinen Streit. Ich dachte immer: Wenn ich still bleibe, bleibt die Harmonie. Aber irgendwann konnte ich ihn kaum noch ertragen.“
Und dann erzählte sie mir von diesen Kleinigkeiten.
Wie er immer die Socken im Wohnzimmer liegen ließ.
Wie er immer beim Essen ständig aufs Handy schaute.
Wie er in Gesprächen immer abschweifte und nicht richtig zuhörte.
Wie er nicht merkte, dass sie Nähe brauchte, sondern stattdessen einfach neben ihr saß, gedanklich aber total woanders war.
Das Interessante ist: All das hatte er schon immer gemacht. Es war nichts Neues.
Aber plötzlich fühlte es sich für sie unerträglich an.
Warum jetzt auf einmal?
Ganz einfach, weil der verdrängte Frust nach all den Jahren endlich mal ein Ventil suchte.
Wenn wir unsere Unzufriedenheit oder unseren Frust, unsere Enttäuschung nicht aussprechen, verschwindet sie nicht.
Sondern sie staut sich auf. Ich sage immer, was man unter den Teppich kehrt, setzt da Muskeln an.
Dieser Frust jedenfall verändert dann auch die Brille, durch die wir den anderen sehen.
Erst einmal ist es vielleicht nur eine allgemeine Genervtheit. Die uns auch gar nicht mal unbedingt bewusst sein muss. Oder auch eine leichte Unzufriedenheit, die wir uns vielleicht gar nicht mal so realisieren.
Aber später, mit der Zeit, können aus solchen kleinen Unachtsamkeiten des Partners oder der Partnerin mit einem Mal riesige Beweise dafür werden, dass der Partner oder die Partnerin „nicht gut genug“ ist. Oder dass wir einfach auch nur sauer auf sie oder ihn sind.
Und dann wird aus alltäglichen Schwächen mit der Zeit ein ausgewachsener Charakterfehler.
Erinnerst du dich an diese Frau, von der ich gesprochen habe? Der ist dann etwas passiert, was gar nicht so selten ist:
Sie hat nämlich jemanden kennengelernt.
Einen Mann, der sie ansah, wenn sie sprach.
Der fragte: „Was willst Du?“
Der ihr das Gefühl gab, dass sie als Person zählt. Dass sie wichtig ist.
Und plötzlich war da dieses Aufatmen. Dieses: „Oh, ich bin doch noch jemand. Ich bin doch noch eine Frau, die Wünsche hat. Da hört mir doch tatsächlich jemand zu! Ich werde gesehen!“
Die Versuchung war riesig. Nicht, weil dieser andere Mann objektiv so viel besser war. Nicht, weil ihr eigener Mann plötzlich schlechter geworden wäre.
Sondern, weil sie sich zum ersten Mal seit Jahren wieder selbst gespürt hat. Weil sie gemerkt hat, dass sie für jemanden wichtig ist. Und nicht nur eine Selbstverständlichkeit.
Das ist das Entscheidende:
Affären entstehen oft nicht aus purer Lust oder aus dem Bedürfnis nach Abwechslung. Und schon mal gar nicht aus Bosheit.
Sondern aus einem tiefen, fast verzweifelten Hunger danach, gesehen zu werden. Wirklich echt sein zu dürfen. Sich selbst ausleben zu können.
Ein Hunger danach, dass jemand fragt: „Wie geht es Dir? Was brauchst Du?“
Ein Hunger danach, endlich den eigenen Frust und die eigenen Bedürfnisse ausdrücken zu dürfen.
Aber statt die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren und dem Partner oder der Partnerin zu verdeutlichen, passiert oft Folgendes:
Der aufgestaute Frust, der eigentlich in die Beziehung gehört hätte – in ein ehrliches Gespräch, in einen Streit, in einen Moment von Verletzlichkeit – wird nach außen getragen.
Und der neue Mensch, der von außen kommt, wirkt plötzlich wie die große Erlösung.
Aber in Wahrheit zeigt er nur etwas auf:
Dass da eine Frustration oder auch eine Enttäuschung war, die jahrelang keinen Platz bekommen hat. Der man selber keinen Platz eingeräumt hat. In der Annahme, man müsse ja immer “nett” sein und es allen recht machen.
Wenn die Affäre auffliegt
Und dann kommt der Klassiker: Die Affäre fliegt auf.
Manchmal ist es eine zufällige Nachricht auf dem Handy.
Vielleicht eine Beobachtung, die nicht mehr wegzuwischen ist.
Oder ein Gefühl, das so stark wird, dass der Partner nachfragt und schließlich die Wahrheit herauskommt.
Oder auch eine Mail von der Affäre.
Und der liebe nette Partner, der jahrelang alles nur geschluckt hat, steht plötzlich da, enttarnt.
Das Bild vom fürsorglichen, zuverlässigen Menschen bricht in sich zusammen.
Für den betrogenen Partner ist es ein Schock, ein Stich ins Herz, ein Verlust von Vertrauen.
Aber auch für den, der fremdgegangen ist, stürzt eine ganze Welt ein.
Denn gerade diese netten Menschen, die so sehr versucht haben, es allen recht zu machen, gehen jetzt oft am härtesten mit sich selbst ins Gericht.
Sie sagen dann so etwas wie:
„Ich bin ein schlechter Mensch.“
„Ich habe alles zerstört.“
„Ich verdiene keine Vergebung.“
Und bei diesem lieben Partner, der vorher seine (selbst erzeugte) Unzufriedenheit, seinen Frust, seine Wut nach außen gerichtet hat, gegen die Ehe, gegen die Beziehung, gegen die Umstände, bei dem stürzt sich diese Unzufriedenheit oder der Groll jetzt nach innen.
Plötzlich sieht er nur noch sich selbst als Schuldigen.
Und manchmal führt das in eine tiefe Depression.
Da ist keine Energie mehr, keine Hoffnung, kein Glaube daran, dass es jemals wieder gut werden könnte.
Ich habe Menschen gesehen, die sagten: „Barbara, ich schäme mich so sehr, dass ich nicht mal mehr in den Spiegel schauen kann.“
Menschen, die überzeugt waren: „Alles, was ich war, der nette, verlässliche, gute Partner, alles das ist eine Lüge gewesen.“
Das Traurige daran ist: Selbst in diesem Moment sagen sie dem Partner oder der Partnerin gegenüber nicht die ganze Wahrheit.
Sie minimieren. Sie verschweigen Details.
Manchmal, weil sie hoffen, dass es die Beziehung weniger verletzt.
Manchmal, weil sie selbst die ganze Wahrheit kaum ertragen können.
Und manchmal, weil sie immer noch das alte Muster leben: „Ich darf den anderen nicht zu sehr belasten. Er oder sie hat ja schon so viel Stress.“
Doch genau das verhindert echte Heilung.
Denn eine Beziehung kann erst dann wieder wachsen, wenn beide Partner den Mut haben, alles auf den Tisch zu legen.
Ohne Beschönigungen. Ohne Halbwahrheiten.
Für jemanden, der ein Leben lang geübt hat, nett zu sein, angepasst zu sein, Harmonie zu wahren, für den ist das allerdings eine fast unmögliche Aufgabe.
Und genau deshalb sind die Folgen oft so zerstörerisch:
Nicht nur, weil die Affäre selbst weh tut.
Sondern, weil auch danach die Wahrheit immer noch halb unterdrückt bleibt.
Was wir daraus lernen können
Vielleicht sitzt Du jetzt da und fragst Dich: „Okay, Barbara – und was mache ich mit all dem? Was heißt das denn nun konkret für mich, für meine Beziehung?“
Erst einmal kannst du dir vor Augen halten, dass Fremdgehen fast nie ein spontaner Ausrutscher ist. Oft ist es nicht „die eine Nacht, die einfach passiert ist“.
Sondern es ist vielmehr der Endpunkt einer langen Reise.
Eine Reise:
- von verdrängten Bedürfnissen, die nie ausgesprochen wurden.
- von verschlucktem Frust, der nie raus durfte.
- von fehlendem Mut, wirklich ehrlich zu sein.
- und dem Ärger über sich selbst, weil man sich nicht getraut hat, die Wahrheit zu sagen. Oder auch die eigenen Gefühle selbst gar nicht mehr gespürt hat.
Und ja – gerade die nettesten Partner sind da am stärksten gefährdet.
Warum? Weil sie nie gelernt haben, „Nein“ zu sagen.
Weil sie eine tiefe Angst in sich tragen: Angst vor Ablehnung, Angst vor Streit, Angst davor, den anderen zu verlieren.
Und weil sie irgendwann angefangen haben zu glauben: „Liebe bedeutet, mich selbst aufzugeben. Liebe bedeutet, für den anderen alles zu tun – auch wenn ich selbst dabei verschwinde.“
Aber das ist ein Trugschluss.
Denn Liebe bedeutet nicht Selbstaufgabe.
Liebe bedeutet Echtheit.
Und Echtheit braucht Konfliktfähigkeit.
Echtheit heißt, dass ich meine Wahrheit sage, auch wenn es unbequem ist.
Dass ich sage: „Nein, ich will heute nicht zu Deinen Eltern fahren, ich brauche Ruhe.“
Dass ich sage: „Mir gefällt der Film nicht. Ich will zuhause bleiben.“
Dass ich sage: „Ich brauche mehr Nähe, sonst fühle ich mich allein.“
Das ist unbequem.
Das kann Streit auslösen.
Das kann sogar dazu führen, dass der andere verletzt reagiert.
Aber genau da kann echte Beziehung überhaupt entstehen.
Denn eine Beziehung, die keine Konflikte aushält, ist keine Beziehung – es ist ein Schauspiel.
Und irgendwann endet jedes Schauspiel. Die Lichter gehen aus und die Zuschauer verlassen den Saal.
Es muss allerdings nicht nur immer der nachgebende Partner sein, der aus der Beziehung ausbricht. Auch der umgekehrte Fall ist möglich.
Ich erinnere mich an einen Mann, der zu mir sagte:
„Barbara, ich dachte immer, ich mache es richtig. Ich habe nie gestritten, ich habe ihr immer alles recht gemacht. Aber am Ende sagte sie mir: ‚Ich habe Dich nie gespürt.‘ Das war der Grund, warum sie gegangen ist.“
Sie hatte nicht Nähe vermisst, weil er zu viel gestritten hätte.
Sie hatte Nähe vermisst, weil er nie den Mut gehabt hatte, sich wirklich zu zeigen.
Und genau darum sage ich Dir: Liebe ist nicht Aufopferung.
Liebe ist Mut.
Mut, sich selbst ernst zu nehmen.
Mut, auch mal unbequem zu sein.
Mut, die eigene Wahrheit in den Raum zu stellen.
Denn nur so entsteht ein echtes Wir – wenn nämlich beide Personen, beide Charaktere sichtbar sind. Mit ihren gesamten menschlichen Schwächen.
Dein Perspektivwechsel
Vielleicht hast Du Dich in diesen Geschichten wiedererkannt.
Vielleicht bist Du selbst so ein netter Partner, der immer anpasst, immer nickt, immer schluckt. Der lieber den Mund hält, als etwas zu riskieren.
Oder Du bist auf der anderen Seite. Du merkst: Dein Partner oder Deine Partnerin ist so angepasst, dass Du gar nicht mehr weißt, was er oder sie wirklich will. Du bekommst Antworten wie: „Alles ist gut“ – aber tief im Innern spürst Du: Es ist eben nicht alles gut.
Wenn das der Fall ist, dann möchte ich Dich heute einladen, mutig zu werden.
Stell Dir ein paar Fragen:
- Wo verrate ich mich selbst, nur um die Harmonie zu wahren?
Erinnere Dich an eine kleine Szene – vielleicht gestern, vielleicht letzte Woche. Wo Du „Ja“ gesagt hast, obwohl Du innerlich „Nein“ gespürt hast. Wo Du gelächelt hast, obwohl Du am liebsten hättest sagen wollen: „Das nervt mich.“ - Wo spiele ich nett – obwohl in mir Wut brodelt?
Wut verschwindet nicht, nur weil wir sie verstecken. Sie sickert durch. Sie zeigt sich in genervtem Schweigen, in Augenrollen, in Rückzug. Und sie macht Dich unnahbar – auch wenn Du äußerlich freundlich bleibst. - Wo tue ich so, als sei mir alles egal, obwohl es mir eigentlich doch wichtig ist?
Vielleicht ist es die Frage, wohin der nächste Urlaub geht. Vielleicht ist es die Entscheidung, wie viel Nähe Du brauchst. Vielleicht geht es um Deine Sexualität, um Zärtlichkeit, um den Alltag. Alles Dinge, die für Deine Beziehung entscheidend sind.
Und jetzt stell Dir vor, wie es wäre, wenn Du in genau so einer Situation zum ersten Mal Deine Wahrheit aussprichst.
„Nein, ich möchte heute nicht ausgehen. Ich will einfach meine Ruhe.“
Oder “Ich will Fußball schauen.”
Oder: „Ja, mir ist das wichtig. Ich will, dass wir das ernst nehmen.“
Oder: „Das tut mir weh. Ich brauche etwas anderes von Dir.“
Das braucht eine Menge Mut, gar keine Frage. Hast Du diesen Mut?
Denn genau darum geht es:
Sprich heute eine Wahrheit aus, die Du bisher verschwiegen hast.
Setze eine Grenze, die schon lange überfällig ist.
Oder wage es, Deinem Partner zuzumuten, wer Du wirklich bist – nicht die nette, angepasste Version, sondern Dein echtes Ich.
Es wird nicht immer bequem.
Es wird vielleicht Streit geben, Tränen, Unsicherheit.
Aber genau das ist lebendig. Genau das ist Beziehung.
Denn die Essenz ist: Wahre Beziehung beginnt nicht beim anderen.
Sie beginnt bei Dir.
Bei Deinem Mut, Dich zu zeigen.
Bei Deiner Entscheidung, Dich nicht länger klein zu machen.
Und wenn Du diesen Schritt gehst – auch nur einen ganz kleinen – dann öffnest Du die Tür für echte Nähe. Für ein Wir, das auf Wahrheit gebaut ist.
Vielleicht hat Dich dieser Text berührt, vielleicht sogar getriggert. Aber genau das ist wichtig, denn Heilung beginnt da, wo wir ehrlich hinschauen.
Und falls Du beim Lesen gemerkt hast: Das bin ich. Genau darin erkenne ich mich wieder. Ich möchte das ändern – dann lade ich Dich ein: melde Dich für ein Erstgespräch bei mir an.
Wenn Du jemanden kennst, für den dieses Thema gerade wichtig ist, dann gib diesen Artikel gern weiter.
Vergiss nicht: Nett zu sein ist schön. Aber echt zu sein – das ist wirklich Liebe.

Barbara Schmidt, M.A.
Mein Name ist Barbara, Paarberaterin und Gründerin der Online-Beziehungswerkstatt Albatros im Rahmen der Paartherapie Bremen. Ich helfe Dir bei schwierigen Eheproblemen oder wenn Du einfach mal eine Beziehungsberatung brauchst, aber keine Lust hast, dafür gleich eine jahrelange Therapie machen zu müssen.
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