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Beziehungszufriedenheit und Treue

Wie hängt das zusammen?

Wer in seiner Partnerschaft glücklich ist, würde niemals fremdgehen.

Schon oft so gehört: Beziehungszufriedenheit und Treue, das gehört zusammen: Wer zuhause zufrieden ist, wird auf jeden Fall auch treu sein.

Umgekehrt fragen sich manche von uns immer wieder: Was hat meinem Partner oder meiner Partnerin denn nur gefehlt, dass er oder sie mir untreu geworden ist? Was habe ich denn nur falsch gemacht, dass es so weit kommen konnte?

Beziehungszufriedenheit und Treue
Inhaltsverzeichnis
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    Auf den ersten Blick scheint ja zwischen dem Einfluss der Beziehungsqualität oder der Beziehungszufriedenheit auf das Treueverhalten ein ganz logisch Zusammenhang zu bestehen. Im Klartext: je unzufriedener ein Partner in einer Beziehung ist, desto eher ist er oder sie geneigt, Außenbeziehungen zu suchen.

    Was im Umkehrschluss bedeutet:

    Je zufriedener mein Partner mit unserer Beziehung ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass er sich eine Affäre suchen wird.

    Was, wenn man es so weiterspinnt, auf die Schlussfolgerung hinausläuft:

    Wenn sie mich liebt und mit mir zufrieden ist, wird sie sich niemals jemand anderen suchen.

    Und umgekehrt: Wenn er oder sie fremdgeht, bedeutet es, dass mein Partner in irgendeiner Weise unzufrieden ist mit mir. Ich müsste ihn also nur zufriedenstellen und alles wäre wieder gut.

    Eine logisch erscheinende Gleichung – aber geht sie auch auf?

    Zufriedenheit bedeutet also Treue? Und Unzufriedenheit führt zum Fremdgehen?

    Die meisten Menschen in Deutschland, also mehr als 90 % der Befragten einer Studie von Schmidt et al. [1] wünschen sich sexuelle Treue von ihrem aktuellen Partner. Auch Jugendliche legen offensichtlich sehr viel Wert auf Treue [2,3].

    Dem gegenüber steht die bekanntermaßen doch recht hohe Häufigkeit von untreuem Verhalten, wobei die Dunkelziffer vermutlich hoch ist; das heißt, viele untreue Menschen wollen ja gar nicht darüber reden.

    Wenn man aber ins Gespräch kommt, stellt sich oft dabei heraus, dass der Seitensprung ja gar nicht aufgrund irgendeiner Unzufriedenheit mit der Beziehung passiert ist, sondern vielmehr der „Reiz des Neuen“ und „sexuelle Anziehungskraft“ oder auch andere Faktoren ausschlaggebend gewesen sind. Sind also Beziehungszufriedenheit und Treue wirklich unlöslich miteinander verknüpft?

    Außerdem ist es ohnehin schwer, einen kausalen Zusammenhang zwischen Beziehungszufriedenheit und Treue festzustellen. Denn wenn man die Paare nach dem Ereignis befragt, ist ja fast unweigerlich eine gewisse Unzufriedenheit vorhanden, da die Qualität der Beziehung nach der Untreue natürlich gelitten hat. Sprich, der Haussegen hängt schief. 

    Sehr gut verständlich ist das im Fall der betrogenen Person, die getäuscht wurde und nun dazu neigt, ihr Bild vom Partner oder der Partnerin gründlich zu überdenken. Und es kann gut sein, dass auch der Betrüger nun gar nicht mehr so zufrieden mit der Beziehung ist. Was bisher so romantisch war mit dem neuen Partner oder der neuen Partnerin, wird nun gnadenlos ans Licht gezerrt und von allen Seiten beleuchtet, besprochen und immer wieder durchdiskutiert. Untermalt von hoch emotionalen Szenen.

    Hinzu kommt vielfach noch das eigene schlechte Gewissen. Oder auch die Unentschiedenheit – soll ich mich für den neuen oder den alten Partner entscheiden? Da gerät schon schnell das ganze Leben aus den Fugen.

    Bleibt also immer noch die Frage, ob und inwiefern die mangelnde Beziehungsqualität denn nun Ursache oder Folge des Fremdgehens ist.

    Beziehungszufriedenheit und Treue - welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?

    Inzwischen hat die Forschung festgestellt, dass das so genannte „Commitment“ beider Partner eine zentrale Rolle spielt. Mit dem „Commitment“ ist hier die langfristige Orientierung der Partner gemeint, also die Bindung an den Partner und der Wille, die Ehe oder Beziehung aufrechtzuerhalten.

    Diese Langzeitorientierung hat einen unmittelbaren Einfluss auf das Trennungsrisiko. Das klingt ja erst einmal ganz logisch.

    In diesem Zusammenhang kommen außerdem drei weitere Faktoren zum Tragen:

    * Beziehungszufriedenheit
    * Finanzielle und emotionale Investitionen in die Beziehung
    * Qualität der Alternativen

    Es ist also ganz deutlich, dass die Beziehungszufriedenheit und die Langzeitorientierung durchaus unterschiedliche Konzepte sind. Und die Beziehungszufriedenheit möchte ich jetzt erst einmal nicht erläutern, sie ist ja auch ganz subjektiv.

    Stattdessen werde ich mal kurz auf die finanziellen und emotionalen Investitionen in die Beziehung eingehen. Dabei kann es sich um Kinder, die gemeinsame Immobilie [5], eine zusammen geführte Firma, Freunde oder Familie des Paares sowie all das handeln, was man durch die Trennung verlieren würde. Hier droht also sozusagen ein erheblicher Wertverlust im Fall einer Trennung, sodass sich viele Menschen dazu entscheiden, die Beziehung nicht aufzulösen.

    Auf diesem Hintergrund ist es nicht ganz unlogisch, dass höhere Investitionen die Langzeitorientierung beider Partner steigern und dazu beitragen, die Beziehung zusammenzuhalten.

    Interessante Alternativen, also attraktive Menschen, hingegen senken die Langzeitorientierung beziehungsweise können sie zerstören. Hier ist es so, dass nach dem Auflösen der Beziehung eine neue, hoffentlich bessere Beziehung eingegangen werden kann.

    (Zumindest gehen viele davon aus, obwohl das nicht unbedingt der Fall sein muss. Hierzu an anderer Stelle mehr).

    Da ist es dann also so, dass eine höhere Beziehungszufriedenheit mit dem neuen Partner oder der neuen Partnerin lockt.

    Christiane Bozoyan und Claudia Schmiedeberg [4] beschreiben das so: sieht man für sich und seinen Partner oder seine Partnerin keine Zukunft mehr (geringe Langzeitorientierung), ist der Schritt aus der Beziehung, ob in Form einer Trennung oder in Form von Untreue als einer einseitigen Ausstiegsstrategie, nur noch eine Frage der Zeit. Je weniger Investitionen in die Beziehung getätigt werden, je besser die Alternative im Vergleich zur aktuellen Partnerschaft abschneidet und je unzufriedener einer der Partner in einer Beziehung ist, desto geringer ist die eigene Langzeitorientierung (oder das Commitment) und damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Trennung oder eben untreues Verhalten. Nun wird die Langzeitorientierung nicht nur von den genannten Faktoren – der Beziehungszufriedenheit, den Investitionen und der Qualität der Alternativen – beeinflusst, sondern wirkt sich auch umgekehrt darauf aus.

    Langzeitorientierung stabilisiert die Beziehung

    Paartherapie

    Konkret bedeutet dies, dass eine hohe Langzeitorientierung eine Beziehung auf dreierlei Weise stabilisieren kann.

    Erstens führt sie dazu, dass andere Menschen schlichtweg weniger attraktiv erscheinen, also weniger interessant. Zweitens denken langzeitorientierte Partner auch an die weit in der Zukunft liegenden Konsequenzen ihrer Handlungen – beispielsweise des Fremdgehens – und kalkulieren die damit verbundenen Kosten (bsp. Trennung, Schuldgefühle). Diese stufen sie oft höher ein als die unmittelbaren Vorteile (bsp. Selbstbestätigung durch die Affäre).

    Daher neigen solche Partner deutlich weniger stark zum Fremdgehen.

    Und der dritte Aspekt? Diese Menschen denken auch an das zukünftige Wohlbefinden ihres Partners und kalkulieren das mit ein. So nach dem Motto „ich möchte, dass es meiner Partnerin gut geht“. Entsprechend bemühen sie sich, treu zu bleiben.

    Hiermit lässt sich treues beziehungsweise untreues Verhalten ganz gut erklären. Demnach können also Menschen, die eigentlich ganz zufrieden sind in ihrer Beziehung, dann doch irgendwann fremdgehen, wenn sie beispielsweise zu wenig in die Beziehung investiert oder auch eine sehr attraktive Alternative gefunden haben.

    Umgekehrt ist es durchaus möglich, dass (sehr) unzufriedene Menschen treu bleiben, beispielsweise wenn sie – in welcher Weise auch immer – sehr viel investiert haben oder schlicht keine geeigneten anderen Partner finden.5

    So viel zum Thema „Beziehungszufriedenheit und Treue“.

    Schreib mir Deine Meinung gern unter contact@beziehungswerkstatt-albatros.de. Ich freue mich auf Deine Antwort!

    1 Schmidt, Gunter, Silja Matthiesen, Arne Dekker und Kurt Starke. 2006. Spätmoderne Beziehungswelten. Report über Partnerschaft und Sexualität in drei Generationen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    2 Calmbach, Marc, Silke Borgstedt, Inga Borchard, Peter M. Thomas und Berthold B. Flaig. 2016. Wie ticken Jugendliche 2016? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

    3 Albert, Mathias, Klaus Hurrelmann, Gudrun Quenzel und Sozialforschung TNS Infratest. 2015. Jugend 2015. Eine pragmatische Generation im Aufbruch : 17. Shell Jugendstudie, Bd. 03401. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag GmbH.

    4 Bozoyan, C., Schmiedeberg, C. Zufriedenheit in der Partnerschaft und Untreue: Ein Zusammenhang, zwei Richtungen. Köln Z Soziol 72, 1–31 (2020). https://doi.org/10.1007/s11577-020-00660-9

    5 Rusbult, Caryl E. 1980. Commitment and satisfaction in romantic associations. A test of the investment model. Journal of Experimental Social Psychology 16:172–186.

    Paartherapie Bremen Barbara Schmidt

    Barbara Schmidt, M.A.

    Mein Name ist Barbara, Paarberaterin und Gründerin der Online-Beziehungswerkstatt Albatros im Rahmen der Paartherapie Bremen. Ich helfe Dir bei schwierigen Eheproblemen oder wenn Du einfach mal eine Beziehungsberatung brauchst, aber keine Lust hast, dafür gleich eine jahrelange Therapie machen zu müssen.

    Online-Paarberatung

    Die Beratungsprozesse sind so digitalisiert, dass komplette Beratungen per Telefon und Video-Konferenz möglich sind – für Menschen in ganz Deutschland, in Österreich und der Schweiz, in den Niederlanden und in England.

    Erfahrungsgemäß sind diese wesentlich intensiver und konzentrierter als Offline-Treffen. Weitere Vorteile:

    Die Reisezeit entfällt

    Keine Spritkosten

    Mehr Gleichberechtigung (alle nehmen den gleichen Raum ein)

    Work-Life-Balance

    Mehr Flexibilität

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